Geheimnisvoller Waldboden

Und jetzt nehmen wir Sie wieder mit unter die Erde, denn dort beginnt eine realtiv unbekannte Welt. So stellt zum Beispiel der Waldboden Wissenschaftler immer noch vor einige Rätsel. Welche das sind – und welche auch schon gelöst wurden, erfahren Sie in einem weiteren Teil unserer Serie „Die Welt unter uns“.

Leonie Münzer, Försterin beim Forstamt Rheinhessen
„Ich bin Leonie Münzer, ich bin Försterin beim Forstamt Rheinhessen in Rheinland-Pfalz und arbeite hier im Ober-Olmer Wald.
Der Wald und sein Boden. Eng verbunden und abhängig voneinander. Nachdem hier vor 400 Millionen Jahren noch ein stürmisches Meer tobte, entstand der Boden, der für den Ober-Olmer Wald die Lebensgrundlage bietet.
Leonie Münzer arbeitet hier seit drei Jahren und ist begeistert von der Welt, nur ein paar Zentimeter tief in der Erde. Denn dort verbirgt sich ein ungeahnter Lebensraum.
Leonie Münzer, Försterin beim Forstamt Rheinhessen
„Der Boden ist total faszinierend, weil da unglaublich viele Arten drin vorkommen, die man so überhaupt nicht sieht. Also da muss man wirklich genau hingucken und genau suchen und da passieren eigentlich ganze Lebensgeschichten drin, die man gar nicht mitkriegt.“
Hauptprotagonisten dabei sind Tiere wie dieses. Der Hundertfüßer. Ohne ihn würden sich hier heruntergefallene Blätter meterhoch türmen. Sie ernähren sich von ihnen und setzen so einen Prozess in Gang, der für die Bäume und somit uns Menschen essenziell ist.
Leonie Münzer, Försterin beim Forstamt Rheinhessen
„Zersetzung und Verrottung passiert einfach nicht von selber. Dafür braucht man Lebewesen. Und das fängt an mit größeren Insekten, die dann das Laub zerkauen und geht dann bis zu kleinen Bakterien, die da Stickstoff zum Beispiel freisetzen. Und die Bäume kommen einfach nicht an die Nährstoffe dran, wenn das nicht durch die Lebewesen für sie aufgeschlossen wird.“
Ohne sie könnten die Bäume nicht überleben. Doch im Boden steckt noch viel mehr. Zum Beispiel Pilze. Aber das, was wir als Pilz sehen ist nur ein winziger Teil eines riesigen Pilzgeflechts, das sich kilometerweit und kaum erkennbar durch den Wald zieht. Dieser sogenannte Mykorrhiza verbindet sich mit den Wurzeln der Bäume. Dadurch haben die ein viel größeres Netzwerk, um an Nahrung zu kommen, die sie sonst nie erreicht hätten. Im Gegenzug bekommt der Pilz Zucker. Durch das Netzwerk verbinden sich die Bäume aber auch untereinander. Das hilft den Arten, denen es gerade schlecht geht.
Leonie Münzer, Försterin beim Forstamt Rheinhessen
„Über den Pilz können Wasser und Nährstoffe quasi von einem Baum zu dem anderen fließen. Der Pilz verknüpft sich mit verschiedenen Bäumen und hilft verschiedenen Bäumen quasi aus, nimmt aber von anderen Bäumen wieder Nährstoffe weg. Und es ist nicht wirklich so, dass die Bäume jetzt das steuern könnten oder sagen können, ich will dem gezielten Baum helfen, sondern es ist einfach über diese Verbindung ein geteiltes Nutzen der Ressourcen.“
„Wood Wide Web“ nennen das die Förster. Wie genau der Austausch funktioniert, ist aber noch unbekannt. So wie die Auswirkungen der verschiedenen Pilzsorten auf die Bäume. Klar ist nur, dass ein Baum mit verschiedenen Pilzsorten kooperieren kann.
Leonie Münzer, Försterin beim Forstamt Rheinhessen
„Es ist aber noch ganz schwierig herauszufinden, welche Baumart jetzt wirklich welchen Pilz braucht und bei welchen Pilzen das auch kippen könnte in ein Schmarotzerverhältnis. Also dass der Pilz dem Baum mehr wegnimmt, als er dem Baum nutzen kann. Das heißt, wir können noch nicht im Wald wirklich anfangen, gezielt irgendwelche Pilze einzubringen, um Baumarten zu helfen.“
Denn die winzigen Netzwerke zu erforschen ist mühselig. So wird es wohl noch ein bisschen dauern, bis Leonie Münzer im Ober-Olmer Wald alles über das riesige Pilz-Netzwerk im Waldboden weiß. Nur ein paar Zentimeter tief – in der Welt unter uns.