„Pushback“ ist das Unwort des Jahres 2021

Das „Unwort des Jahres“ lautet „Pushback“. Mit dem Begriff werden ein menschenfeindlicher Prozess des Zurückdrängens von Flüchtenden an den Grenzen beschönigt. Das teilte eine Jury aus Sprachwissenschaftlern heute in Marburg mit.

Wenn in Deutschland von „Pushback“ die Rede ist, dann meist im Zusammenhang mit Flüchtlingen, die am Grenzübertritt gehindert werden: So wie hier an der Grenze zwischen Polen und Weißrussland. Die Gewalt und die möglichen Folgen wie Tod durch Erfrieren oder Ertrinken, die mit dem Akt des Zurückdrängens verbunden sein könnten, würden mit dem verharmlosenden Begriff „Pushback“ vollkommen ausgeblendet, begründet die Jury heute ihre Entscheidung.
Prof. Dr. Constanze Spieß, Institut für Germanische Sprachwissenschaft Marburg
„Die Jury kritisiert diesen Ausdruck, weil er beschönigt, weil er diese menschenfeindliche Praxis beschönigt. Also, die Menschen werden ja gehindert, ein Menschenrecht, ihr Grundrecht auf Asyl, wahrzunehmen. Ihnen wird ein faires Asylverfahren damit vorenthalten. Und mit diesem Ausdruck, der aus dem Englischen stammt, wird das noch verstärkt, dieses Beschönigende. Weil die Personen, die es betrifft, vollkommen in den Hintergrund treten. Sie werden überhaupt nicht erwähnt.“
Eine sechsköpfige Jury vorrangig aus Sprachwissenschaftlern hatte das Unwort des Jahres zuvor aus mehr als 1.300 eingereichten Vorschlägen ausgewählt. Gesucht werde jeweils ein Begriff, der in besonders eklatanter Weise gegen das Prinzip der Menschenwürde oder der Demokratie verstoße, einzelne gesellschaftliche Gruppen diskriminiere – und beschönigend, verschleiernd oder gar irreführend sei.