Prozessauftakt: Messer-Attacke in Darmstadt

Weil ihr Ex-Freund nicht das Ende ihrer Beziehung akzeptieren wollte, musste eine junge Frau in Darmstadt sterben. So zumindest steht es in der Anklage der Staatsanwaltschaft. Vor dem Landgericht in Darmstadt war heute Prozessauftakt für den 25 Jahre alten Angeklagten.

Gelassen betritt Fahim Z. den Gerichtssaal 3 am Darmstädter Landgericht. Während des gesamten Prozesstages wirkt der Mann aus Afghanistan ruhig und gefasst. Angesichts der Tat, die die Staatsanwaltschaft dem 25-Jährigen vorwirft, nur schwer zu begreifen. Der Angeklagte und die getötete Judith S. hatten sich erst vier Monate gekannt.
Am 24. November letzten Jahres will die 30-jährige Judith S. ihren Autoschlüssel aus der gemeinsamen Wohnung holen. Kurz davor hatte sie die Beziehung beendet und war zu ihrem Bruder geflüchtet. Laut Anklage hatte Fahim Z. vorgetäuscht arbeiten zu sein, versteckte sich aber stattdessen in der Wohnung. Als Judith S. kommt, soll er sie von hinten mit einem Messer attackiert haben. Mindestens 45 Mal soll Fahim Z. zugestochen haben. In die Brust, den Rücken und ins Gesicht. Die 30-Jährige stirbt noch am Tatort.
Ein Mord aus Heimtücke und niedrigen Beweggründen, so bewertet es die Staatsanwaltschaft.
Ansgar Martinsohn, Staatsanwaltschaft Darmstadt
„Der Vorwurf der niedrigen Beweggründe stützt sich darauf, dass der Angeklagte mit der Geschädigten eine Beziehung führte. Die Geschädigte soll die Beziehung kurz vor der Tat beendet haben. Hintergrund soll gewesen sein, dass er die Geschädigte geschlagen hat. Das soll der Anlass für die Trennung gewesen sein. Wir gehen davon aus, nach dem Ergebnis der Ermittlungen, dass das das Motiv letztlich für die Tat war und der Tat ein gewisser Bestrafungscharakter zugrunde liegt.“
Er habe das Ende der Beziehung nicht akzeptieren wollen und Judith S. aus mangelnder Loyalität ihm gegenüber umgebracht. Sie schulde ihm das Weiterführen der Beziehung soll der Angeklagte einem Freund gegenüber geäußert haben.
Die Eltern von Judith S. treten vor Gericht als Nebenkläger auf. Wegen eines Autounfalls kann der Vater aber nicht erscheinen. Die Mutter sitzt mit im Gerichtsaal, möchte aber nicht erkannt werden. Für sie sind die Schilderungen kaum zu ertragen.
Kerstin Rieger, Nebenklagevertreterin
„Der Mutter war es einfach sehr wichtig objektiv zu erfahren, was los war. Sie hatte immer die Sorge, dass sie Bilder im Kopf hat. Und sie sagt, die möchte keine Bilder haben, sie möchte die Wahrheit hören. Und deswegen, auch wenn es schwer ist, sind sie heute dabei.“
Norman F. Jacob, Nebenklagevertreter
„Was auch heute schon so angeklungen ist, was auch für die Angehörigen sicherlich ganz schlimm ist, dieses ‚Ich hab so viel für sie getan‘. Was hat er denn eigentlich getan? Er ist mit ihrem Auto auch noch rumgefahren, nich‘?! Und vor diesem Hintergrund – ‚die kann mich doch jetzt definitiv nicht verlassen, wo ich so viel für sie getan habe‘ – das ist eben nicht wahr und das wird sicherlich auch noch deutlich werden.“
Fahim Z. lässt heute nur einen Satz durch seinen Anwalt mitteilen. Und zwar, dass er die Verantwortung für den Tod seiner Ex-Freundin trage. Zu seinen Motiven allerdings schweigt er. Bei einer Verurteilung droht ihm eine lebenslange Haftstrafe.