Prozess wegen Vergewaltigung nach Operation

Es sind unglaubliche Vorwürfe: Ein Krankenhaus-Mitarbeiter soll eine frisch operierte Frau in einer Offenbacher Klinik vergewaltigt haben – so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft in Darmstadt. Prozessbeginn heute gegen einen 42jährigen Angeklagten aus Hanau.

Sexuelle Nötigung in einem besonders schweren Fall. So lautet die Anklage der Staatsanwaltschaft heute gegen Tuncay Y.
Als Krankentransporteur hatte der Angeklagte die Aufgabe, Patienten nach einer Operation in ihre Zimmer zurück zu bringen. Dort soll der 42-Jährige im Juni 2021 eine Frau nach einer Brust-OP unter anderem zu Oralverkehr genötigt haben.
Tuncay Y. behauptet, dies sei einvernehmlich gewesen. Für die Anwältin des Opfers eine Schutzbehauptung.
Friederike Vilmar, Anwältin der Nebenklage
„Eine junge Dame, die aus einer schweren OP aufwacht. Sich vorzustellen, dass die in allen Varianten sexuell bespielt werden möchte oder da Vorstellungen hat wie Doktorspiele. Das ist absolut lächerlich, das hat schon fast Denunzierungscharakter.“
Die 23-Jährige habe sich in ihrem Zustand nicht wehren können, hätte mehrfach „Es reicht“ gesagt und hätte sich schlafend gestellt, um ihren Peiniger loszuwerden – das habe aber nicht geholfen.
Daniele Castello, Reporter in Darmstadt
„Der Angeklagte fällt vor allem durch zwei Dinge auf: Am Anfang kann er sich an gar nichts erinnern – nur durch wiederholte Nachfragen von Gericht und Staatsanwaltschaft können Teile der Tat nach und nach rekonstruiert werden. Der Angeklagte stellt sich selbst außerdem als Opfer dar. Immer wieder verweist er auf seine Krankheit ADHS und auf vermeintliche Gewalt, die die Polizei ihm bei der Festnahme angetan habe.“
Die Verteidigung hebt hervor: Der Angeklagte habe die sexuellen Handlungen vollständig eingeräumt.
Reiner Freydank, Verteidiger
„Ich bewerte generell, die Bereitschaft von ihm, die von Anfang an bestand, alles zu erzählen, was sich zugetragen hat. Da hat er vor sich auch keine Rücksicht genommen, hat alles erzählt. Es war einvernehmlich, er bestreitet gar nichts.“
Für den Prozess sind drei weitere Termine angesetzt. Das Urteil gegen den Angeklagten wird noch im Juli erwartet.
Friederike Vilmar, Anwältin der Nebenklage
„Natürlich erwarte ich mir nach dem Prozess, dass a) dieser Mensch nie wieder ein Krankenhaus betritt – beruflich –, dass er für das, was er hier in diesem Vertrauensverhältnis einer Frau angetan hat, massiv sanktioniert wird.“
Bei einer Verurteilung drohen Tuncay Y. zwischen zwei und 15 Jahre Haft.