Prozess wegen schwerer Misshandlung eines Babys

Wer schlägt ein kleines Baby fast tot? Allein die Vorstellung ist unfassbar und doch beschäftigt genau diese Frage seit Juni das Frankenthaler Landgericht. Laut Staatsanwaltschaft soll es der Vater gewesen sein, der sein eigenes Baby vor gut drei Jahren schwer misshandelt hat, und die Mutter soll dabei einfach weggeschaut haben. Heute ist der Prozess auf die Zielgerade gegangen – alle Beteiligten haben in den Schlussvorträgen noch mal ihre Sicht der Dinge dargelegt.

Fünf Jahre Haft für Demetrius H. wegen Kindesmisshandlung und Körperverletzung. Diese Strafe fordert die Staatsanwaltschaft für den 39-jährigen Vater des kleinen Maxim.
Immer wieder soll H. seinem damals sechs Monate alten Sohn in den Bauch geschlagen und ihm damit schwere innere Verletzungen zugefügt haben. Als das Baby deshalb immer wieder schreit, soll der Vater dessen Kopf gegen einen festen Gegenstand geschlagen haben. Nur eine Not-OP, in der auch ein Teil des Darms entfernt wird, rettet den Säugling damals.
Für die 33-jährige Mutter fordert die Staatsanwaltschaft wegen unterlassener Hilfeleistung eine Bewährungsstrafe.
Robert Murmann, Reporter
„Tanja H. verfolgt den Prozess heute ruhig und interessiert. Ihre Verteidiger sehen im Vater den Täter. Sie selbst sei vielleicht ein wenig naiv und blauäugig gewesen, ihrem Mann nicht zu misstrauen. Dafür könne man sie aber nicht verurteilen.
Demetrius H. hingegen verfolgt die Plädoyers mit gesenktem Kopf, er bricht immer wieder in Tränen aus. Seine Anwälte fordern heute für beide Angeklagten einen Freispruch, denn das Verfahren habe für sie nicht eindeutig ermitteln können, wer dem Säugling die schweren Schäden zugefügt habe, deshalb dürfe man dafür auch niemanden verurteilen, auch wenn das unbefriedigend sei.“
Der vom Speyerer Jugendamt bestellte Vormund des Kindes, der im Prozess als Nebenkläger auftritt, schließt sich den Forderungen der Staatsanwaltschaft an. Beide Seiten sind sich heute einig: Nur der Vater komme als Täter in Frage.
Maxim geht es heute besser, er lebt inzwischen bei einer Pflegefamilie, trägt aber weiterhin eine Magensonde.
Nächste Woche soll das Urteil fallen.