Prozess wegen Mordes an Arzt aus Gerolstein

Es war ein Kriminalfall, der für bundesweites Aufsehen gesorgt hat: Ein Arzt aus Gerolstein in der Eifel wurde seit Ende 2022 vermisst. Erst findet man seinen ausgebrannten Wagen, dann seine Leiche in einem Waldstück bei Rockeskyll. Schnell ist klar, dass es sich um ein Gewaltverbrechen handelt. Seit heute läuft am Trierer Landgericht der Prozess unter anderem gegen die damalige Lebensgefährtin und ihren Sohn.

Ihm sowie seinem Stiefbruder wirft die Staatsanwaltschaft gemeinschaftlichem Mord aus Heimtücke vor. Beide sollen dem Arzt im Haus aufgelauert, ihn mit zahlreichen Schlägen mit gefährlichen Gegenständen attackiert und ihn mit einer Schlinge um den Hals gewürgt haben. Steffen B. stirbt an schweren Kopfverletzungen und Ersticken.
Die Lebensgefährtin Julia L. soll die Tat mitgeplant haben.
Eric Samel, Oberstaatsanwalt Landgericht Trier
„Der Lebensgefährtin werfen wir einen Totschlag vor, also nicht die Verwirklichung eines Mordmerkmal derzeit, weil wir davon ausgehen, dass es zwar im Vorfeld Planungen der Angeklagten gab, dass Steffen B. getötet werden soll, aber an diesem Tag die Art und Weise der Umsetzung der Mutter nicht bekannt war. Also dieses Mordmerkmal der Heimtücke sie mutmaßlich nicht erfüllt hat.“
Michael Rehberger, Verteidiger von Julia L.
„Zu einem Motiv werde ich keine Einblicke geben, aber ich werde auf jeden Fall sagen, dass sie auch Angaben zu den Abläufen in der Familie, zu dem Verhältnis untereinander und zu den Tatvorwürfen insgesamt machen wird.“
Die Staatsanwaltschaft sieht die zerrütteten Familienverhältnisse als Motiv für die Tat.
Patrick Lorenz, Reporter
„Laut Anklage soll Steffen B. in seiner Freizeit viel Alkohol getrunken haben, dabei soll es in der Familie auch regelmäßig zur verbalen und körperlichen Auseinandersetzung gekommen sein. Ebenso in der Tatnacht, als das spätere Opfer mit seiner Lebensgefährtin in Streit geraten und Julia L. dabei auch am Arm gepackt haben soll.
Mit Baseballschläger, Schraubenschlüssel und Kabelbinder sollen sich die beiden 16-Jährigen daraufhin bewaffnet und ihren Mordplan mit den Worten ‚Jetzt geht’s los‘ in die Tat umgesetzt haben.“
Rückblick:  Am 30. Dezember 2022 verabschiedet sich der Oberarzt Steffen B. an seinem Arbeitsplatz, dem Krankenhaus Maria Hilf in Daun. Danach wird der 53-Jährige nicht mehr gesehen und am 3.
Januar von Kollegen als vermisst gemeldet. Am gleichen Tag findet die Polizei sein mit Benzin in Brand gesetztes Auto. Sie geht davon aus, dass damit Spuren vernichtet werden sollten. Die Angeklagten müssen sich deshalb heute ebenfalls wegen Brandstiftung verantworten. Außerdem werden Julia L. und ihrem Sohn Steven James L. Drogendelikte zur Last gelegt.
Fin Keith Habermann, Verteidiger von Steven James L.
„Es ist so, dass die Anklage im Wesentlichen auf den Angaben des Halbbruders beruht, die er im Laufe des Ermittlungsverfahrens gemacht hat. Und da wir halt mit dem Inhalt nicht d‘accord sind, werden wir uns dagegen verteidigen. Vor allem wird zu untersuchen sein, wem welche Tatbeiträge zuzurechnen sind oder ob überhaupt allen Angeklagten ein Tatbeitrag zugerechnet werden kann oder ob es sich vielleicht doch nur auf eine einzelne Person beschränkt. Das wird hier zu klären sein.“
Der Sohn will im Prozess zunächst schweigen. Die Lebensgefährtin des getöteten Arztes will sich am nächsten Verhandlungstag zu den Vorwürfen äußern. Danach sollen Zeugen gehört werden.
Sollten die jungen Männer wegen Mordes verurteilt werden, droht ihn eine Jugendstrafe von bis zu zehn Jahren Gefängnis.
Insgesamt sind 15 weitere Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil könnte dann am 21. August fallen.