Polizeieinsatz auf der Raststätte Gräfenhausen

Gräfenhausen bei Darmstadt – die Raststätte dort ist längst zum Symbol für den Kampf gegen miserable Arbeitsbedingungen in der Transportbranche geworden. Seit knapp einem Monat streiken dort erneut Lastwagenfahrer vor allem aus Georgien und Usbekistan. Es geht um angeblich ausbleibende Löhne der polnischen Mazur-Speditionsgruppe. Heute rollte auf dem Rastplatz die Polizei an.

Weil der polnische Spediteur Lukas Mazur gegen seine streikenden Angestellten Strafanzeige, gestellt hatte, unter anderem wegen Erpressung, müssen Polizisten heute auf Antrag der Staatsanwaltschaft Darmstadt die Identitäten der bis zu 120 Fahrer feststellen.
Bernd Hochstädter, Polizeipräsidium Südhessen
„Jetzt wird erst mal geprüft, ob dieser Tatbestand überhaupt erfüllt ist. Das ist jetzt erst mal Gegenstand der Ermittlungsverfahren. Und wir sind heute mit mehreren Dutzend Polizeibeamten im Einsatz, machen hier die Personalienfeststellungen heute und Sie sehen, das geht wunderbar in Kooperation mit den Fahrern, das ist sehr kommunikativ.“
Weniger kommunikativ geht es zwischen den Fahrern und dem Sepediteur zu. Seit Wochen gibt es keine Gespräche miteinander. Die Fahrer haben von der Anzeige gegen sie aus den Medien erfahren.
Edwin Atema, Verhandlungsführer Europäische Transportarbeitergewerkschaft
„Wir haben es mit einem verwundeten Tier zu tun, der ganz blöde Dinge macht. Wenn man mit jemandem verhandelt, der verhandeln will und Lösungen will, dann findet man immer eine Lösung aber hier haben wir es zu tun mit einem Clown. Ich habe heute gesagt, wir haben hier Zirkus Gräfenhausen mit einem Clown aus Polen, der vielleicht gar keine Lösung finden will.“
Der jetzige Konfrontationskurs werde jedenfalls keine Lösung bringen so Atema. Es gehe nur über Gespräche, zu denen die Fahrer jederzeit bereit seien.
Durch die Strafanzeigen würden nun erst erst mal drei Busladungen voll Anwälten gebraucht.
Edwin Atema, Verhandlungsführer Europäische Transportarbeitergewerkschaft
„Jetzt sind die Fahrer Verdächtige, also braucht jeder einen individuellen Anwalt. Weil ein Anwalt kann nicht mehrere Fahrer verteidigen. Wir haben auch gehört, dass die Fahrer vernommen werden sollen, das geht nicht ohne Anwalt. Das kann Monate dauern, bis 100 Anwälte gefunden sind.“
Monate, in denen die Fahrer weiter fernab der Heimat auf ihren Lohn warten. Auch sonst habe sich der Spediteur oft nicht korrekt verhalten.
Anonym
„Mir wurden für diese zwei Schrauben aufgrund eines Kratzers 2.000 Euro vom Lohn abgezogen.“
Isomiddin Elmuradov, Berufskraftfahrer
„Ich hatte einen Arbeitsunfall am Kopf, die Firma kann mir nicht sagen, ob und wo ich krankenversichert bin, die Arztkosten von über 800 Euro, hat die Firma trotz Versprechung nicht bezahlt.“
Die Darmstädter Staatsanwaltschaft ermittelt auch gegen den Spediteur, denn er hatte im April martialisch auftretende Sicherheitskräfte nach Gräfenhausen geschickt um die Streikenden einzuschüchtern.
Der Konflikt zwischen Spediteur und LKW-Fahrer könnte noch Monate dauern.