Ping Pong gegen Parkinson

Das Leben mit der Krankheit sportlich nehmen. Dieses Motto bewegt in Bad Homburg zwei Mal in der Woche Parkinson-Erkrankte an die Tischtennisplatten. Parkinson ist eine Krankheit des Gehirns, die nicht heilbar ist und zu großen körperlichen Einschränkungen führt. Und Tischtennis ist ein Sport, der wie gemacht dafür ist, um körperlich und geistig fit zu bleiben. Und genau deshalb gibt es „Ping Pong Parkinson“. Wir waren mit unserer Kamera bei einem Training in Bad Homburg auf dem Spielfeld dabei.

Ein kleiner weißer Ball, ein Schläger und ein bißchen Aufwärmtraining und schon geht es für Harry Wißler an einen seiner Lieblingsorte: an die Tischtennis-Platte. Er ist einer von 400.000 Parkinson Erkrankten in Deutschland. Der 56-Jährige hat seine Diagnose bereits sehr früh erhalten – mit 43 Jahren.
Harry Wißler, Gründer PingPongParkinson Deutschland e.V.
„Die Diagnose war natürlich erst mal ein Schock, ich stand mitten im Leben, war berufstätig und hatte ne kleine Tochter gehabt, gerade das Haus gekauft und da kommt da so ein Schock natürlich relativ… man stellt sich dann natürlich auch die Frage, wie es weitergeht.“
Doch Aufgeben war keine Option. Harry Wißler suchte nach Möglichkeiten, trotz der Krankheit, aktiv zu bleiben.
Er entdeckte Ping Pong Parkinson.
Ein Sport, der in New York entstanden ist – ins Leben gerufen von einem an Parkinson erkrankten Musiker, der es Dank Tischtennis motorisch wieder geschafft hat, Gitarre zu spielen.
Vor etwa fünf Jahren hat Harry Wißler in den USA an der Weltmeisterschaft teilgenommen und war sofort begeistert.
Harry Wißler, Landesleiter Hessen PingPongParkinson Deutschland e.V.
„Was wir dort erlebt haben, mit welchem Enthusiasmus die Menschen gespielt haben, mit welcher Freude und mit welcher Leistungsfähigkeit, das hat uns dazu bewogen, dass wir uns dazu entschieden haben, in Deutschland das aufzubauen.“
Bundesweit gibt es inzwischen über 1.500 aktive Spieler. 16 Standorte sind alleine in Hessen bislang entstanden.
Die Symptome von Morbus Parkinson sind Zittern, Steifheit und Gleichgewichtsstörungen, aber auch depressive Phasen gehören dazu.
Im Gehirn werden Nervenzellen zerstört, die den Botenstoff Dopamin produzieren.
Bis zur richtigen Diagnose vergehen oft Jahre mit einem wahren Ärzte-Marathon.
Wodurch die Krankheit ausgelöst wird, ist unklar. Medizinisch erwiesen ist allerdings inzwischen der positive Effekt durch Tischtennis.
Heinz Sommer, Trainer
„Also das erfordert auch schon eine sehr hohe Ballkontrolle, das wird der Oberkörper mitgedreht, der Arm und der Bewegungsablauf geht nach vorne zum Netz.“
Bei regelmäßigem Training geht die Muskelsteifheit zurück und bei vielen Sportlern muss die Medikation nicht erhöht werden.
Eine Erfahrung, die auch Harry Wißlers Spielpartner Wendelin Schmidt gemacht hat, der vor drei Jahren die Diagnose Parkinson erhielt und seither erfolgreich spielt.
Wendelin Schmidt, Mitglied PingPongParkinson Deutschland e.V.
„Also meine Beweglichkeit ist wieder da. Nicht komplett. Ping Pong oder Tischtennis kann den Verlauf der Krankheit nicht aufhalten, aber Ping Pong kann die Auswirkungen mildern und das tut es enorm.“
Ein kleiner Ball, ein kleiner Schläger … und doch ist Ping Pong Parkinson für die Menschen hier eine richtig große Sache.