Pilotprojekt Vier-Tage-Woche in Ludwigshafen

Die Mitarbeiter der Stadt Ludwigshafen können seit einem halben Jahr entscheiden, ob sie vier statt fünf Tage pro Woche arbeiten wollen. Das heißt, sie arbeiten an den einzelnen Tagen länger – haben dafür aber auch jede Woche einen Tag mehr frei. Das Ganze ist als Versuch für ein Jahr angesetzt. Wir haben mal nachgefragt, wie das bisher bei den Mitarbeitern so ankommt.

Für Bürohund Arnold ist an sieben Tage die Woche Wochenende. Er kann es sich hier in der Stadtverwaltung Ludwigshafen genauso gutgehen lassen wie zu Hause. Frauchen Jasmin Eckhardt hat sich bewusst dafür entschieden, auch weiterhin an fünf Tagen die Woche zu arbeiten. Für sie ist eine Vier-Tage-Woche keine Option.
Jasmin Eckhardt, Sekretariat Oberbürgermeisterin
„Die Abläufe, die sind einfach nicht machbar. An einem Tag zu fehlen. Wenn das jetzt immer ein ruhiger Tag wäre. Ein Tag, an dem Außentermine stattfinden würden und die OB vielleicht nicht so viel da ist, wäre das noch einmal eine andere Sache. Aber es ist schon sehr wichtig, einfach da zu sein, weil immer laufender Verkehr ist.“
Wie ihr geht es vielen Angestellten der Stadt Ludwigshafen. Nur zwei der insgesamt 3.900 Mitarbeiter machen bei dem Projekt Vier-Tage-Woche mit. Für Jasmin Eckhardt ein großer Knackpunkt: die Arbeitszeit. Denn die muss genauso erbracht werden wie bisher.
Jasmin Eckhardt, Angestellte der Stadt Ludwigshafen
„Mein Arbeitsalltag ist eh schon über acht Stunden locker drüber. Und da noch einmal die zwei Stunden jeden Tag drauf zu packen mit zehn und da noch vielleicht Überstunden zu machen. Dann könnte ich genauso auch hier übernachten. Das wäre dann so das Ende eigentlich.“
Für Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck ist das Pilotprojekt Vier-Tage-Woche dennoch nicht gescheitert. Ganz im Gegenteil: Es sei immer schwieriger, Mitarbeiter zu finden. Und deshalb setze sie auf solch flexible Modelle.
Jutta Steinruck (parteilos), Oberbürgermeisterin Ludwigshafen
„Die Tarifverträge im öffentlichen Dienst sind sehr eng und sehr, ich sage mal, bürokratisch. Es ist sehr schwierig. Im Gegensatz zur freien Wirtschaft können wir nicht besondere Goodies anbieten, besondere Vergütungen, Boni oder sonstige Dinge. Und deswegen ist es wichtig, dass wir alles, was wir irgendwie machen können, um als Arbeitgeber attraktiv zu sein, dass wir die Interessen der Menschen, die bei uns arbeiten, oder die wir gerne für uns gewinnen wollen, dann auch im Auge haben. Und das auch ermöglichen.“
Und für wen gilt das genau? In der Theorie umfasst das Projekt alle Mitarbeiter der Stadt. In der Praxis schließe es aber laut Michael Steitz vom Personalrat viele aus.
Michael Steitz, Vorsitzender Personalrat
„Das können nicht alle Mitarbeiter der Stadt beantragen. Das war uns aber im Vorfeld klar. Es ist zum Beispiel schwer bei Erzieherinnen oder bei Müllwerker. Wir können nicht die Verwaltung zumachen freitags. Es ist auch schon eine große Anzahl, man muss schon sagen, so bestimmt 1.500 Mitarbeiter, die das gar nicht in Anspruch nehmen können.“
Für ihn wäre deshalb eine grundsätzliche Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit wichtiger, um als Arbeitgeber auf dem Arbeitsmarkt zu bestehen. Wie es mit der Vier-Tage-Woche nach Ablauf der Testzeit weitergeht, will die Stadt in den kommenden Monaten klären.