Parkplatznot in Frankfurt

Schwere Zeiten für Autofahrer in Frankfurt: Die Stadt treibt die Verkehrswende weiter voran – weg vom Auto, hin zu Fahrrad, Bus und Bahn. Ab dem Jahr 2025 soll es in der ganzen Innenstadt keine kostenlosen Parkplätze mehr geben. Und wo bislang noch jeder sein Auto abstellen darf, soll fast nur noch Anwohnern das Parken erlaubt sein. Ein Ärgernis – vor allem für Unternehmer, denn die fürchten um ihr Geschäft, wenn weder Mitarbeiter noch Kunden mit dem Auto kommen können. So manch ein Unternehmer überlegt inzwischen sogar, der Stadt den Rücken zu kehren – wie unser Beispiel aus Bockenheim zeigt.

Für Andreas Köninger beginnt jeder Tag auf die gleiche Weise: Der Chef einer Web-Agentur fährt die Straßen rund um seinen Firmensitz in der Hamburger Allee ab – und findet einfach keinen Parkplatz.
Andreas Köninger, Unternehmer aus Bockenheim
„Ach, echt fürchterlich. Schon wieder 15 Minuten im Kreis. Und nichts ist frei.“
Nach fast einer halben Stunden endlich die Erlösung: eine freie Parklücke. Allerdings darf Andreas Köninger hier eigentlich gar nicht stehen: Parken, wie neuerdings fast überall im Viertel, nur für Anwohner mit Berechtigungsschein. Trotzdem riskiert er das 25-Euro-Knöllchen: Denn wenigstens sind es von hier aus nur wenige Gehminuten bis zu seiner Firma in diesem Bürogebäude. Insgesamt zwölf Mitarbeiter arbeiten für das IT-Unternehmen – die meisten davon sind wie der Chef, der im Taunus wohnt, täglich aufs Auto angewiesen.
Andreas Köninger, SinkaCom AG
„Die wohnen in Wiesbaden-Nordenstadt, die wohnen in Niederdorffelden, im Odenwald, überall, Darmstadt. Und da der ÖPNV halt nicht so prickelnd funktioniert, ist das Problem, dass das halt nicht so simpel ist. Wir versuchen, unsere Leute auf die Öffentlichen zu kriegen, aber wenn jetzt einer aus dem Odenwald kommt und über zwei Stunden unterwegs ist, das können Sie von niemandem verlangen.“
Wenn er könnte, würde Andreas Köninger Mitarbeiter- und Kunden-Parkplätze am Haus anmieten. Doch die sind bereits alle an andere Firmen vergeben. In einem Parkhaus in der Nähe wäre noch etwas frei – 12 Stellplätze für 2.400 Euro im Monat. Zu viel für ein mittelständisches Unternehmen. Deshalb sieht der Chef die Stadt in der Pflicht.
Andreas Köninger, SinkaCom AG
„Die Stadt könnte uns einfach Anwohnerparkausweise geben oder sowas Ähnliches, weil wir Gewerbetreibende sind. Mehr Parkplätze, da wir eben auch Arbeitsplätze haben und die Leute hier herkommen müssen“
Doch die Stadt sieht das anders: Bis auf wenige Ausnahmen für Handwerksbetriebe sollen Anwohnerparkplätze auch in Zukunft ausschließlich Anwohnern vorbehalten bleiben. Frankfurts Verkehrsdezernent Stefan Majer will sich vor unserer Kamera nicht zu dem Thema äußern. Schriftlich nur so viel:
„Wir sind in Gesprächen mit IHK und Handwerkskammer, um eine Verbesserung vor allem der Parksituation für Gewerbetreibende zu erwirken. Hier stehen die genauen Maßnahmen jedoch noch nicht fest.“
Für Andreas Köninger nicht mehr als warme Worte: Schließlich habe die Stadt dem Autoverkehr den Kampf angesagt. Was bleibt, ist die Hoffnung, dass die Stadt den Gewerbetreibenden doch noch irgendwie entgegen kommt. Ansonsten könnte der Traum vom Firmensitz Frankfurt auch schnell ausgeträumt sein.
Andreas Köninger, Web-Designer
„Wir hatten ein Alternativangebot in Eschborn. Haben dann aber natürlich gesagt, nee – Frankfurt ist das, was wir wollen. Unser Mietvertrag läuft Gott sei Dank nicht so lang. Also, wir haben jetzt zwei Jahre Zeit, und dann müssen wir es lösen. Oder wir müssen dann halt drüber nachdenken, eventuell auch nach Eschborn zu gehen.“
Bis dahin heißt es für Andreas Köninger, seine Mitarbeiter und seine Kunden erstmal weiter Parkplatz suchen – und fleißig Knöllchen sammeln.