Omikron-Variante belastet Hausarztpraxen

Virologe empfehlen vor allem für Risikopatienten – älteren Menschen – eine vierte Corona-Impfung. Sie sollen nicht auf den angepassten Omikron-Impfstoff warten, sondern sich direkt impfen lassen. Die Hausärzte allerdings spüren eine gewisse Impfmüdigkeit.

Bei Barbara Römer geht es nur selten ruhig zu. In ihrer Hausarztpraxis im rheinhessischen Saulheim gibt Omikron zurzeit den Takt an.
Dr. Barbara Römer, Hausärztin in Saulheim
„Omikron ist kein Schnupfen, Omikron ist keine normale Erkältung. Corona, ob jetzt Omikron oder jede andere Variante, ist eine wesentlich schwerer verlaufende Erkrankung. Wir hier in den Praxen gehen wirklich unter – ich muss es so sagen – wir gehen unter in der Betreuung von Corona-Patienten.“
Da fast all ihre Patienten mittlerweile geimpft sind und bei einer Corona-Infektion nur leicht erkranken, kann Barbara Römer die allermeisten ambulant versorgen. Doch gerade Ältere muss sich manchmal auch ins Krankenhaus einweisen. Umso wichtiger sei es für viele, jetzt an die vierte Impfung zu denken.
Die Ständige Impfkommission empfiehlt sie Menschen über 70 Jahren, Bewohnern in Pflegeeinrichtungen, Menschen mit Immunschwäche und medizinischem Personal. Doch:
Dr. Barbara Römer, Hausärztin in Saulheim
„Es ist sehr ruhig im Vergleich zu Impfung 1,2 und 3. Wir müssen die Patientinnen und Patienten wirklich aktiv drauf ansprechen.“
Viele sind einfach müde, sagt Barbara Römer, haben keine Lust auf einen weiteren Piks. Manche warten aber auch auf den speziell auf die Omikron-Variante angepassten Impfstoff. BioNTech / Pfizer könnten ein solches Vakzin nach eigenen Angaben zwar bereits ausliefern, doch noch hat die europäische Arzneimittelbehörde EMA den Impfstoff nicht zugelassen. Mit einer Entscheidung der EMA rechnet BioNTech aber frühestens Ende April.
Darauf zu warten, für Risikopatienten und Menschen über 70 Jahren sei das ein zu hohes Risiko.
Dr. Barbara Römer, Vorsitzende Hausärzteverband Rheinland-Pfalz
„Jetzt läuft Omikron wirklich durch die Bevölkerung durch. Wir haben eine hochinfektiöse Variante in der Gesellschaft, die Maskenpflicht fällt an vielen Orten, das heißt, das Virus wird wesentlich mehr Chancen wieder bekommen, von Mensch zu Mensch überzuspringen. Lassen Sie sich bitte jetzt noch impfen, jetzt, wo Omikron auf einem so hohen Niveau läuft, Sie brauchen den Schutz jetzt.“
Für alle anderen gilt: Viel hilft nicht automatisch viel. Experten wissen:
Prof. Stephan Becker, Virologe Philipps Universität Marburg
„… dass auch nach der dritten Impfung, also nach dem Booster, die Menschen vor schweren Erkrankungen sehr gut geschützt sind. Zwar nicht mehr vor der eigentlichen Ansteckung, aber eben vor schweren Erkrankungen und das ist ja eine sehr, sehr gute Nachricht.“
Das erlebt auch Barbara Römer in ihrer Praxis. Und trotzdem: Corona sei noch nicht vorbei. Auch wenn die Politik gerade einen anderen Weg vorgegeben hat, appelliert sie dringend, eigenverantwortlich an der ein oder anderen Schutzmaßnahme festzuhalten.