Neustart für die Innenstädte?

Nur wenige Unternehmen konnten von der Corona-Pandemie profitieren. Gastronomen, Einzelhändler, die ganzen Innenstädte ächzen seit zwei Jahren unter den Corona-Schutzmaßnahmen. Am Sonntag laufen diese aber aus. Ist das der ersehnte Neustart für die Innenstädte in Rheinland-Pfalz?

Für den Mainzer Kinderladen Wirth ist die Corona-Pandemie wie ein langer Regentag. Seit zwei Jahren kommen weniger Kunden, es wird weniger verkauft und die Einnahmen tröpfeln nur. Durch die Corona-Schutzmaßnahmen ist der Umsatz um 30% eigebrochen. Ab Sonntag fallen dann zwar fast alle Beschränkungen. Und somit auch die Maske im Einzelhandel. Friedrich Demmler, der Geschäftsführer des Kinderladens ist, trotzdem nur vorsichtig optimistisch.
Friedrich Demmler, Geschäftsführer Kinderladen Wirth
„Wir sind ohnehin etwas heruntergefahren. In jedem Fall Aufhebung der Kurzarbeit. Das schon. Aber ansonsten wird das befreite Einkaufen erst in nächster Zeit wieder ein bisschen zunehmen. Mindestens drei bis vier Jahre wird man da brauchen, um wieder bei einem guten alten Stand zu sein.“
So wie Friedrich Demmler geht es vielen Einzelhändlern in Rheinland-Pfalz. Doch nicht nur sie sind betroffen. Die Industrie- und Handelskammer Rheinland-Pfalz berichtet heute von einer zermürbten Gastro-, Kultur und Tourismusbranche. Immer mehr Leute kaufen online ein und gehen nicht mehr in die Innenstädte. Die Pandemie habe diesen Trend noch einmal verstärkt. Das Ende der Corona-Schutzmaßnahmen sei zwar ein erster Schritt gegen diesen Trend, doch das reiche nicht aus.
Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz
„Vom Land zu Fordern haben wir eigentlich, dass das Land sich weiter bewusst bleibt, auf die Eigenverantwortung der Akteure zu setzen und diese zu stärken durch vernünftige Rahmenbedingungen, bisschen weniger Bürokratie. Und was die Moderation dieser Prozesse angeht wäre es sicherlich nicht ungeschickt, hier ein Förderprogramm aufzulegen.“
Es gäbe zudem einige Konzepte, um mehr Menschen in die Innenstädte zu locken. Umgesetzt werden aber kaum welche. Zudem fordert die IHK mehr verkaufsoffene Sonntage in Rheinland-Pfalz.
Wie es gehen könnte, zeigt die Stadt Mainz. Im Rahmen eines Förderprogramms möchte die Stadt 1,5 Millionen Euro investieren. Damit die Innenstadt wieder lebendiger wird.
Michael Ebling, SPD, Oberbürgermeister Mainz
„Wir werden auch in 2022 zum Beispiel keine Gebühren erheben, wenn Gastronomen nach draußen gehen, also Außenflächen benutzen. Ja, wir wollen ihnen auch diese Außenflächen im erweiterten Maß auch zugestehen. Wir wollen gezielt mit Aktionen und Veranstaltungen in der Innenstadt für Lebendigkeit, für Kultur, für Wissenschaftsbegegnungen sorgen.“
Solche Programme müsste es laut Industrie und Handelskammer aber auch in kleineren Städten geben, damit die Innenstädte Landesweit gestärkt werden. Im Mainzer Kinderladen Wirth hofft Friedrich Demmler darauf, dass bald wieder mehr Kunden in sein Geschäft kommen, sodass die trüben Tage für ihn und die anderen Landebesitzer in der Mainzer Innenstadt bald vorbei sind.