Neues Schulfach „Fit for life“

Die Qualität der Azubis sinkt immer mehr, sagen die Arbeitgeber und fordern: Die Schule muss einfach mehr tun, um junge Erwachsene optimal auf den Job vorzubereiten. In Hessen geht nun ein ganz neues Projekt sogar noch einen Schritt weiter. Hier werden die Jugendlichen auf den Job und das Leben vorbereitet. Damit der Auszug aus dem „Hotel Mama“ reibungslos funktioniert.

Es sind eigentlich ganz einfach Fragen, die bald auf diese Schüler zukommen können: Wie überweise ich meine erste Rechnung, die ins Haus flattert? Ist eine IBAN eine Kontonummer? Und wo unterschreibe ich eigentlich? Die Taunusschule im hessischen Bad Camberg bietet ab der 9. Klasse das Wahlpflichtfach „Fit for life“ an – „Fit fürs Leben“. Und die Schüler fühlen sich tatsächlich etwas besser auf künftige Alltagsfragen vorbereitet.
Jasmina, 15 Jahre
„Ich glaube schon, weil wir uns im letzten Jahr auch mit Haushalt und der ersten Wohnung beschäftigt haben. Jetzt weiß ich, wenn ich meine erste Wohnung habe, auf was für Kosten ich achten muss und wie ich sparen kann.“
Moritz, 16 Jahre
„Es gefällt mir sehr gut. Wir werden auf das Leben nach dem Abschluss vorbereitet. Zum Beispiel mit Steuern oder irgendwelchen Überweisungen, die uns im späteren Leben helfen werden.“
Auch ganz einfache Dinge wie Kochen oder selbst Wäschewaschen steht auf dem Stundenplan. Themen, die früher außerhalb der Schule zuhause in der Familie weitergegeben wurden.
Heute drückt auch Hessens Kultusminister Alexander Lorz im Taunus für ein paar Stunden die Schulbank. Die Frage an ihn: Müssen solche Themen heutzutage an der Schule vermittelt werden?
Alexander Lorz (CDU), Kultusminister Hessen
„Das, was man Alltagskompetenz nennt und was früher in der Aufteilung ganz klar Aufgabe des Elternhauses war – das hat Schule und die Gesellschaft früher auch so erwartet, dass bestimmte Dinge in den Familien beigebracht werden – das ist heute nicht mehr der Fall oder nicht überall eine Selbstverständlichkeit. Deswegen muss die Schule das auffangen.“
Zuletzt hatten Schülervertretungen bundesweit öfter kritisiert, die Schule würde zu wenig aufs Leben vorbereiten. In einem zunehmend digitalisierten Alltag kämen grundlegende Kenntnisse oft zu kurz. Die Taunusschule will das Lernen in der Familie aber nicht ersetzen.
Frank Wellstein, Leiter Taunusschule Bad Camberg
„Allgemein alles, was helfen soll, im Leben Orientierung zu finden. Insofern sind wir jetzt kein Reparaturbetrieb, sondern eine Ergänzung, eine sinnvolle Ergänzung.“
Eine Ergänzung, die Schule machen könnte. Zumindest hat nun etwa Jasmina schon mal eine ungefähre Vorstellung, was bei ihrem ersten Mietvertrag auf sie zukommen könnte.