Digitales Organspenderegister
Den Organspendeausweis kennen Sie bestimmt. Auf diesem Kärtchen kann man einfach ankreuzen, ob man einverstanden ist, dass Organe nach dem Tod entnommen werden dürfen oder eben nicht. Seit dieser Woche können Sie Ihren Willen auch digital dokumentieren. Im neuen zentralen Organspende-Register. Wie das geht und was sich Experten von dem neuen System versprechen, zeigen wir Ihnen jetzt.
Sonia Schmitt, Reporterin
„Ich habe schon eine Weile einen Organspendeausweis und da finde ich es jetzt nur logisch, mich auch in das neue Online-Organspenderegister einzutragen. Der Eintrag ist übrigens nicht gleich Zustimmung. Es geht nur darum, dass man eine Entscheidung dokumentiert. Und die kann für Organspende sein oder eben dagegen. Und natürlich kann man seine Entscheidung auch jederzeit nochmal überarbeiten.“
Um sich registrieren zu können, muss man die Ausweis-App des Bundes installieren und am Smartphone die Funktion für die kontaktlose Datenübertragung einschalten. Vor allem aber braucht man einen Personalausweis mit Online-Funktion und seine sechsstellige Pin. Wer das nicht hat, kann sich aktuell nicht in das Register eintragen.
Ursprünglich war geplant, dass man sich auch über die Bürgerämter der Kommunen registrieren kann. Das ist aber an der technischen Ausstattung und der unklaren Finanzierung gescheitert.
Sonia Schmitt, Reporterin
Es braucht also viel Eigeninitiative und man braucht die technischen Mittel und Fähigkeiten. Kritiker sagen, das seien viel zu hohe Hürden. So lasse sich die Anzahl der Organspender nicht steigern.“
Ich frage nach im Rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium: Hält der bürokratische Aufwand nicht zu viele Menschen davon ab, ihre Entscheidung zu dokumentieren?
Clemens Hoch (SPD), Gesundheitsminister Rheinland-Pfalz
„Normalerweise sage ich immer, wir machen in Deutschland manche Sachen viel zu kompliziert. Beim Organspenderegister muss es jetzt vielleicht eine kleine Hürde haben. Weil Ärztinnen und Ärzte müssen sich auch drauf verlassen können, dass die Eintragung, die dort ist, wirklich von demjenigen ist, der gerade ins Krankenhaus eingeliefert wurde und derjenige, der dort ist, muss auch sicher sein können, dass es richtig im Register drin ist.“
Wem ein Eintrag im Register zu umständlich ist, könne außerdem immer noch den klassischen Organspendeausweis ausfüllen, so der Minister.
In Deutschland warten an die 8.400 Patienten auf ein lebensrettendes Organ. Im Jahr 2023 haben aber nur 965 Menschen Organe gespendet.
An der Universitätsmedizin Mainz werden regelmäßig Organe transplantiert. Im Ernstfall seien Organspendeausweis und Patientenverfügung häufig nicht gleich verfügbar, erlebt Intensivmediziner Daniel Grimm. Ein Problem, dass sich durch das Register erübrigen soll.
Dr. Daniel Grimm, Intensivmediziner Unimedizin Mainz
„Die Dokumentation ist für Behandler rund um die Uhr abrufbar, zentral hinterlegt und vereinfacht natürlich das Gespräch mit Angehörigen enorm, weil dadurch natürlich eine schwerwiegende Entscheidung bei trauernden Angehörigen von den Schultern genommen werden kann.“
Doch wird das Register auch zu mehr Organspenden führen?
Dr. Daniel Grimm, Transplantationsbeauftragter Unimedizin Mainz
„Es gibt ja so ein paar Erfahrungswerte. Es gibt ein Register in Dänemark, es gibt ein Register in den Niederlanden, es gab ein Register in der Schweiz. Das ist jetzt nicht ein Ziel, wenn man es auf einer freiwilligen Basis hat, wo man erwarten kann, dass sich hundert Prozent der Bevölkerung da eintragen wird. Und die Steigerung der Organspendezahlen war auch überschaubar.“
Aktuellen Umfragen zufolge sind rund 80% der Bevölkerung der Organspende gegenüber positiv eingestellt. Aber nur 30-40% haben ihren Willen in einem Organspendeausweis dokumentiert.
Sonia Schmitt, Reporterin
„Ob das Register diese Quote wirklich verbessern kann, muss man jetzt abwarten. Wenn die Debatte aber dazu führt, dass sich doch der ein oder andere jetzt noch mal Gedanken macht zum Thema Organspende und das am besten auch noch mit seinen Angehörigen bespricht, wäre ja auch schon viel gewonnen.“