Neues Mediengesetz in Hessen

Genau wie sich die Medien stetig ändern, müssen auch die Mediengesetze immer aktualisiert werden. Dies war gestern Thema im hessischen Landtag – das neue Mediengesetz wurde verabschiedet. Jetzt fragen Sie sich vielleicht: Was habe ich damit zu tun? Viel, denn in Zeiten von Social Media und Co. wird der richtige Umgang mit Medien immer wichtiger.

Der schnelle Zugriff auf Medien aller Art gehört längst zu unserem Alltag. Ein reflektierter Umgang damit leider noch nicht immer. Doch gerade der ist für alle Teile unserer Gesellschaft wichtig – vor allem für Kinder und Jugendliche.
Medienkompetenz ist hier das Stichwort. Professor Murad Erdemir, der designierte Direktor der Medienanstalt Hessen begrüßt die Modernisierung des Mediengesetzes.
O-Ton Prof. Murad Erdemir, designierter Direktor der Medienanstalt Hessen
„Das Gesetz weist der Medienanstalt Hessen die Förderung der Medienkompetenz ausdrücklich als Aufgabe zu. Das ist neu, das hatten wir so vorher nicht. Zugleich erhalten wir die Möglichkeit, auch Medienbildungszentren einzurichten. Damit, denke ich, können wir insgesamt zuversichtlich in die Zukunft schauen und vor allen Dingen, was viel wichtiger ist, wir können alle Altersgruppen der Bevölkerung ansprechen.“
Einen wichtigen Beitrag dazu leisten schon jetzt die Medienprojektzentren. Wie hier unter anderem im Rhein-Main-Gebiet. Ihre Angebote an die Bürger sind vielfältig. Medienbildung zum Anfassen – so lassen sich die zahlreichen Projekte für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Pädagogen am besten beschreiben.
Dabei geht es nicht nur um die Vermittlung von technischem Knowhow, sondern auch um den Inhalt. Gefahren erkennen, sorgsam mit den eigenen Daten im Netz umgehen und Falschinformationen aussortieren.
Das wichtigste Ziel des neuen Mediengesetzes ist es, die Meinungsvielfalt in Hessen zu sichern. Es wird deutlich, dass der private Rundfunk – zu dem unter anderem unsere Sendung zählt – neben dem öffentlich-rechtlichen eine ganz entscheidende Rolle spielt.
O-Ton Prof. Murad Erdemir, designierter Direktor der Medienanstalt Hessen
„Regionalfenster sind ein bewährtes Instrument der Meinungsbildung und der Meinungsvielfalt schon seit vielen, vielen Jahren. Und was ganz wichtig ist, Regionalfenster und regionale und auch lokale Berichterstattung steht insgesamt für Identifikation, für Authentizität und für Unabhängigkeit. Und Sie können sich vorstellen, gerade in Zeiten zunehmender Medienkonzentration, denken Sie an Medienkartelle und vorherrschender Marktmacht, sind das unschätzbare Werte und die werden insbesondere – oder zumindest auch zu einem gehörigen Maße – von den Regionalfenstern transportiert.“
Und wer weiß, vielleicht entdecken in den Angeboten der Medienprojektzentren ja hier schon die Redakteure von morgen ihre Leidenschaft für Berichterstattung, Schnitt und Kamera.
——————–
Markus Appelmann, Moderator: Und darüber spreche ich jetzt mit dem Chef der hessischen Staatskanzlei Axel Wintermeyer, in Wiesbaden. Guten Tag.
Axel Wintermeyer, CDU, Chef der Staatskanzlei Hessen: Schönen guten Tag, Herr Appelmann.
Appelmann: Herr Wintermeyer, wir haben gerade die Projekte mit Kindern und Jugendlichen gesehen. Warum ist es so wichtig, schon so früh Medienkompetenz zu vermitteln?
Wintermeyer: Also, der Beitrag hat es ja an sich gezeigt, den wir eben gesehen haben. Es ist sehr wichtig, gerade dass Kinder und Jugendliche Medienkompetenz erlernen oder stärkere Medienkompetenz auch haben, um sinnvoll mit den neuen Medien, aber auch kritisch mit den neuen Medien umzugehen. Wir wissen alle, in dem Alter sind die am ganzen Tag mehr oder weniger am Smartphone. Wir hatten früher Fernseher und maximal eine Zeitung, wenn wir sie überhaupt gelesen haben. Und insofern ist es sehr, sehr wichtig, dass gerade junge Menschen zwischen Qualität und Blogs und nicht Qualität unterscheiden können. Also der souveräne Umgang mit den Medien ist etwas … es ist essenziell für unsere Jugend und daran arbeiten wir.
Appelmann: Wenn Corona einen positiven Aspekt hatte, dann dass wir digitaler geworden sind, Stichwort „Videokonferenzen“ usw. Werden Sie das digitale Angebot in Sachen Medienkompetenz weiter ausbauen? Und wenn ja, was wird das sein?
Wintermeyer: Absolut. Wir leben ja, sage ich mal, nicht mehr im letzten Jahrtausend. Heute ist sehr viel mehr Digitales da als noch vor zehn Jahren. Und wir werden gerade durch dieses neue Medienkompetenzgesetz und Mediengesetz, was wir in Hessen entsprechend beschlossen haben gestern Abend, es in die Fläche bringen. Nicht nur an bestimmten Standorten. Wir wollen überall die Kinder und Jugendlichen in Hessen erreichen. Das ist unser Anspruch und an dem werden wir auch sehr hart in der Zukunft arbeiten.
Appelmann: Sie haben es gesagt, der hessische Landtag hat gestern das neue Mediengesetz verabschiedet. Es sei „auf der Höhe der Zeit“. Warum musste es angepasst werden?
Wintermeyer: Also zunächst mal haben sich Medien, ich sagte es eben bereits, in den letzten zehn Jahren, 20 Jahren auch durchaus geändert und ein Mediengesetz kann nicht auf röhrenbasierten Fernsehern stehen, sondern wir sind in einer digitalen Zeit und deswegen muss das Mediengesetz auch angepasst werden. Und wir sind sehr glücklich, wir können heute sagen, wir haben das modernste Mediengesetz der Bundesrepublik Deutschland. Wir in Hessen sind sozusagen genau dort angelangt, wo wir sein wollen: am Beginn der Zukunft.
Appelmann: Ein immer größeres Thema: Fake News, also falsche Informationen, die im Netz kursieren. Wie wichtig sind Nachrichten – ja auch regionale Nachrichten – um den Fake News zu begegnen?
Wintermeyer: Das Wichtigste ist an sich, um Fake News zu begegnen, dass wir weiterhin einen sehr breit gestreuten Qualitätsjournalismus haben, dass Menschen hinterfragen, was kriegen sie für Informationen und dass sie sie auch, diese Informationen, in einen Kontext hineinsetzen und nicht einfach wie in einem Blog irgendwas behaupten aufgrund irgendwelcher Quellen, die unbekannt sind. Deswegen ist Qualitätsjournalismus das wichtigste und gerade und ganz besonders auch im regionalen Bereich. Wir wollen doch wissen, die Menschen, die hier vor Ort leben: Was passiert in unserem Land? Was passiert in Rheinland Pfalz? Was passiert in Hessen? Was macht Hessen aus?
Und deswegen sind Regionalfenster, auch das Regionalfenster von Ihnen, 17:30 live, einfach unersetzlich in unserer Medienlandschaft, damit wir Heimat haben und wissen, was um uns herum passiert. Und wenn das dann auch von qualitativ hochwertigen Journalisten gemacht wird, zum Beispiel wie Ihnen, dann sind wir sehr dankbar und glücklich.
Appelmann: Danke dem Chef der hessischen Staatskanzlei, Axel Wintermeyer.
Wintermeyer: Gerne, Herr Appelmann.