Neues Leben im alten Industriepark

Im Westen von Frankfurt tut sich was – und zwar was ziemlich Großes: Der ehemalige Industriepark in Griesheim verwandelt sich gerade in ein gigantisches Gewerbegebiet so groß wie die gesamte Frankfurter Innenstadt. Wo bis vor wenigen Jahren chemische Stoffe produziert wurden, sollen schon bald Hunderte von Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Handwerksbetriebe ein neues Zuhause finden.

Mehr als 150 Jahre lang hatten hier nur Betriebsangehörige Zutritt: Aus jeder Pore versprüht der Industriepark in Griesheim den Charme längst vergangener Zeiten. Und doch sind die alten Hallen und Industrieanlagen kein Lost Place. Wo einst chemische Stoffe produziert wurden und ein cleverer Chemiker vor über 100 Jahren den Allzweck-Kunststoff PVC erfand, soll schon bald neues Leben einziehen.
„Frankfurt Westside“ – so der Name des Projekts. Ziel des Projektentwicklers BEOS: Das in die Jahre gekommene Chemie-Areal in ein Gewebegebiet der Tausend Möglichkeiten zu verwandeln.
Hendrik Staiger, Vorstandssprecher BEOS AG
„In Frankfurt gibt es halt einen großen Bedarf an solchen Gewerbeflächen, die man in der Innenstadt natürlich nicht abbilden kann. Das, was da ist, ist quasi voll vermietet. Und hier werden halt vornehmlich keine Büros entstehen, sondern Flächen, wo wirklich eben Forschung, Produktion, Handwerk und solche Dinge stattfinden.“
Kosten für den Umbau: rund eine Milliarde Euro. Denn die Projektentwickler haben sich einiges vorgenommen. Noch für dieses Jahr sind erste Infrastrukturarbeiten auf dem Gelände mit der Größe von mehr als 100 Fußballfeldern geplant. Erst dann beginnt der eigentliche Umbau.
Hendrik Staiger, Vorstandssprecher BEOS AG
„Wir werden viele der alten Gebäude, die im Wesentlichen Chemieanlagen sind, abbrechen. Einige wichtige Gebäude, die auch noch nutzbar sind, erhalten wir und werden sie sanieren. Der Rest wird Neubau. Und wir versuchen natürlich, diesen Charme zu erhalten.“
Zum Charme von „Frankfurt Westside“ soll auch gehören, dass hier künftig jeder rein darf: ein offenes, lebendiges Stadtquartier ohne Zäune und Pförtner – wenn auch ohne neue Wohnungen. Obwohl Wohnraum in der Mainmetropole bekanntlich knapp ist, sei das so aber genau richtig, sagt Frankfurts Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst.
Stephanie Wüst (FDP), Wirtschaftsdezernentin Frankfurt
„Auch die Wirtschaft muss Platz haben. Und es gibt Gewerbe, das einfach laut ist, das Platz braucht, das emittiert. Und deswegen ist es wichtig, dass wir auch weiterhin zusammenhängende Gewerbegebiete haben, wie es eben hier der Fall ist.“
Jetzt haben die Frankfurter aber erst mal die Gelegenheit, das bislang abgeschottete Gelände ein wenig kennenzulernen: Beim so genannten „Westside Summer“. Mit Freiluft-Kino, Musik- und Theaterveranstaltungen, Kunst-Workshops und Weinverkostungen.
Antonia Kolb, Projektleiterin BEOS AG
„Wir haben hier sowohl im Bestand superschöne Bauten, die wir einfach in Szene setzen können, um solche Veranstaltungen auch stattfinden zu lassen. Aber auch das Mainufer gibt mit über 6000 Quadratmetern einfach ziemlich viel her.“
Bis die ersten Unternehmen einziehen, wird es ohnehin noch ein bisschen dauern: Der gesamte Umbau des Geländes wird wohl erst in zehn bis fünfzehn Jahren abgeschlossen sein.