Neue Rechenzentren auf ehemaligem Neckermann-Gelände

Frankfurt ist einer der weltweit größten Internet-Knotenpunkte – und bekommt derzeit weiter Zuwachs. Wo im Osten der Stadt früher Tausende Mitarbeiter des Versandriesen Neckermann Bestellungen abfertigten, entsteht gerade ein Campus mit elf neuen Rechenzentren. Auf rund 100.000 Quadratmetern wird der „Digital Park Fechenheim“ entwickelt – ein Milliardenprojekt.

Ein Blick ins Innere der ehemaligen Neckermann-Zentrale. Wo es aktuell noch so aussieht, könnte es schon bald so aussehen. Brummende Server von Kunden wie Cloudbetreibern, Streamingdiensten und Technologiekonzernen, aber auch Wirtschafts- und Finanzunternehmen. Das erste von elf Rechenzentren ist seit Anfang des Jahres in Betrieb.
Volker Ludwig, Deutschland-Geschäftsführer Digital Realty
„Für weitere fünf arbeiten wir am Rohbau, beziehungsweise am Innenausbau. Und bereits im nächsten Jahr werden zwei weitere Rechenzentren in Betrieb gehen. Bezüglich des Baufortschrittes bin ich sehr stolz. Das ist hier großartig, was geleistet wird.“
Planmäßig entstehen die Rechenzentren sowie Büros in sechs Neubauten und im ehemaligen Neckermann-Hauptgebäude, benannt nach Architekt Egon Eiermann. Im Inneren kernsaniert, bleibt die denkmalgeschützte Fassade erhalten. Künftig soll die beim Serverbetrieb entstehende Abwärme zum Heizen genutzt werden. 10 Megawatt stehen ab Herbst 2025 über ein Nahwärmenetz auch für benachbarte Firmen bereit. Mit der doppelten Menge könnten über ein Fernwärmenetz darüber hinaus private Haushalte versorgt werden.
Martin Giehl, Vorstand Mainova AG Frankfurt
„Im Grundsatz kann man diese Abwärmepotenziale in das große Fernwärmenetz der Mainova einspeisen, weil dort natürlich ganzjährig auch Verbraucher sitzen und wir das insgesamt der Stadt zur Verfügung stellen können. Über diesen Ansatz sparen wir quasi, weil wir konventionelle Erzeugung zurückfahren, zwanzigtausend Tonnen CO2 ein. Und wir können dreieinhalbtausend Wohnungen mit dieser Wärme versorgen.
Die Prüfungen dafür laufen. Die nötigen Wärmepumpen könnten hier untergebracht werden, im historischen Kesselhaus. Weitere Nachhaltigkeitsmaßnahmen sind geplant. So sollen 10.000 Quadratmeter Fläche entsiegelt, 270 Bäume neu gepflanzt und ein großer Regenwasserspeicher angelegt werden. Die Versorgung mit Strom aus erneuerbaren Energien erfolgt unterirdisch, das erste von zwei Umspannwerken steht. Nicht nur die Umwelt, auch die Wirtschaft in der Region soll langfristig profitieren.
Volker Ludwig, Deutschland-Geschäftsführer Digital Realty
„Was die Arbeitsplätze betrifft, haben wir bauseitig mehrere hundert Personen, die täglich auf den Baustellen tätig sind. Und das wird auch über die nächsten Jahre so weitergehen. Und wenn die Rechenzentren dann im Betrieb sind, dann sind das auch mehrere hundert Mitarbeiter, die hier dann tätig sein werden. Sowohl auf unserer Seite wie auch auf Kundenseite.“
Der Bau eines einzigen Rechenzentrums kostet einen dreistelligen Millionenbetrag – ohne IT-Infrastruktur, denn die bringen die Kunden selbst mit. Ob alle elf Rechenzentren wie geplant bis 2030 fertiggestellt werden, hängt somit nicht zuletzt von der Nachfrage ab.