Neue Kamera überführt Handy-Sünder

Seit 2017 sinkt die Anzahl der Unfalltoten in Rheinland-Pfalz kontinuierlich. Und dennoch: Jeder der insgesamt 117 Menschen, die im Jahr 2021 in Rheinland-Pfalz durch einen Verkehrsunfall ihr Leben verloren, ist ein Opfer zu viel. Häufig sorgt das Handy für Ablenkung im Straßenverkehr. Blickt man bei 100km/h für nur eine einzige Sekunde auf das Handy, fährt man etwa 30 Meter blind. Um Handysündern besser auf die Schliche kommen zu können, startet Rheinland-Pfalz jetzt ein Projekt mit hochauflösenden Kameras.

Etwa 1000 Unfälle durch Ablenkung. So die rheinland-pfälzische Bilanz für das Jahr 2021. Eine der Hauptursachen: Handynutzung am Steuer. Um solche Verstöße in Zukunft effektiver ahnden zu können, startet das Land ab dem 1. Juni ein Pilotprojekt.
Roger Lewentz, SPD, Innenminister Rheinland-Pfalz:
„Ablenkung ist ein Thema, das für uns immer stärker klar wird, dass es zu schweren und schwersten Verkehrsunfällen führt. In der letzten Verkehrsunfallbilanz konnten wir (…) zwei Todesfälle diesem Phänomen Ablenkung zuordnen. Rund 50 Schwer- und Schwerstverletzte. Und allein das ist Motivation genug zu sagen: Auch dieses Feld wollen wir mit modernster Technik, die wir der rheinland-pfälzischen Polizei zur Verfügung stellen, angehen, bekämpfen und zurückdrängen.“
Dafür im Einsatz: Ein High-End-Kamerasystem, das dem menschlichen Auge um ein Vielfaches überlegen ist.
Matthias Emmerich, Leiter Arbeitsgruppe MONOcam:
„Das System besteht aus zwei Komponenten. Wir haben eine Kamera, die in der Regel auf einer erhöhten Position steht. Und auf der anderen Seite einen Hochleistungslaptop mit einer Software. Diese Software betrachtet den Verkehrsfluss in Echtzeit und bewertet den Fahrzeugführer, ob er ein Mobiltelefon in der Hand hält oder nicht. Ist das der Fall, wird ein Bild ausgelöst.“
Dieses Bild wird im Anschluss nach dem Vier-Augen-Prinzip von zwei geschulten Beamten bewertet. Ist der Verstoß eindeutig nachweisbar, wird ein Bußgeld fällig: 100 Euro und ein Punkt in Flensburg. Die Software für das Kamerasystem kommt aus den Niederlanden. Hier werden bereits seit einem halben Jahr 20 solcher MONOcams eingesetzt. Und das mit Erfolg.
Marcel Masselink, Polizei Niederlande:
„Das System ist sehr effektiv. Ein Kollege hat genau festgehalten wie viele Stunden er kontrolliert hat. Das waren 180 Stunden. Und in den 180 Stunden hat er fast 2000 Leute erwischt, die dann mit dem Handy in der Hand fuhren.“
Das Kamerasystem wird nun sechs Monate lang an verschiedenen Stellen in Mainz und Trier getestet. Bewährt es sich, soll es in Rheinland-Pfalz und anschließend auch in weiteren Bundesländern flächendeckend eingesetzt werden. Kosten pro Kameraeinheit: 20.000 Euro. Um die Verkehrssicherheit auf Deutschlands Straßen zu erhöhen und vielleicht auch Menschenleben zu retten: Ein Preis, der es wert ist.