Neue Gashochdruckleitung im Ahrtal

Dreieinhalb Monate ist die Flutkatastrophe im Ahrtal jetzt her. Für viele Menschen vor Ort bedeutet das auch dreieinhalb Monate voller Arbeit und großer Entbehrungen. In Bad Neuenahr-Ahrweiler kehrt mit dem heutigen Tag nun aber ein Stück Normalität zurück. Denn dort ist heute eine neue Gashochdruckleitung in Betrieb genommen worden. Kurz vor dem Winter ein ganz wichtiges Signal für die von der Flut betroffenen Menschen.

Es ist ein lang ersehnter Tag für Brigitte Schmitz aus Bad Neuenahr-Ahrweiler und ihre Freundin. Wenn alles klappt, sollen sie heute endlich wieder ans Gasnetz angeschlossen werden.
Monteur: „Mein Kollege, den ich dabei hab, nimmt eure Heizung wieder in Betrieb. Und das war’s eigentlich schon.“
Frau: „Das wird aber noch dauern ein paar Tage.“
Monteur: „Nee, ich denke, so eine halbe Stunde.“
Frau: „Halbe Stunde nur? Ja, super!“
Die beiden können ihr Glück kaum fassen.
Brigitte Schmitz, Anwohnerin Bad Neuenahr-Ahrweiler
„Ah, super, super! Einfach erleichtert jetzt, dass es warmes Wasser wieder gibt. Und die Heizung natürlich. Weil die letzten Tage hat man jedes Grad gemerkt, wo es runter ging.“
Dass Brigitte Schmitz nun endlich nach dreieinhalb Monaten wieder heizen kann, hängt mit dieser wichtigen Gasleitung zusammen. Die Hochdruckleitung, die viele Haushalte in Bad Neuenahr-Ahrweiler versorgt, ist wie vieles bei der Flutkatastrophe komplett zerstört worden. Nach weniger als 100 Tagen kann die Ministerpräsidentin heute eine neue Hochdruckleitung in Betrieb nehmen.
Malu Dreyer, SPD, Ministerpräsidentin Rheinland-Pfalz
„Man muss sich vorstellen, für uns alle ist es so selbstverständlich, dass wir den Wasserhahn aufdrehen und Wasser raus kommt, dass wir die Steckdose nutzen und Strom raus kommt und dass wir die Heizung aufdrehen und Wärme raus kommt. Und im Ahrtal ist seit dieser schrecklichen Naturkatastrophe der Alltag eben nicht mehr selbstverständlich und deshalb ist die Grundversorgung, jetzt wo der Winter da ist, tatsächlich etwas ganz ganz Wesentliches um den Menschen auch wieder eine Grundlage zu geben, weiterzumachen.“
Um die Menschen schnell wieder ans Gasnetz anschließen zu können, setzt der Netzbetreiber aber zunächst nur auf ein Provisorium. Erst im kommenden Jahr kann dann mit dem aufwendigen Bau der endgültigen Leitung begonnen werden.
Josef Rönz, Vorstandsvorsitzender Energieversorgung Mittelrhein AG
„Und wenn wir darauf gewartet hätten, dann hätten wir nächstes Jahr im Winter über die Gasversorgung reden können. Wir haben uns gesagt: das kostet viel Geld, wir wissen das. Das werden wir auch in zwei Jahren wieder außer Betrieb nehmen, aber es ist entscheidend dafür, dass die Erdgasversorgung noch vor diesem Winter funktioniert. Und das sind einfach pragmatische Lösungen. Da dürfen Sie nicht auf den Euro schauen, da müssen Sie einfach machen.“
Die neue Leitung soll dann auch besser vor Hochwasser geschützt sein. Entsprechend stolz auf das bisher geleistete zeigt sich die Ministerpräsidentin.
Malu Dreyer, SPD, Ministerpräsidentin Rheinland-Pfalz
„Wenn man bedenkt, dass normalerweise eine neue Trasse in den Bereich fünf bis sechs Jahre dauert und das Ganze geschafft worden ist unter 100 Tagen, dann weiß man, dass viele sehr gut zusammengearbeitet haben.“
Mittlerweile sind mehr als 80% der Haushalte in Bad Neuenahr-Ahrweiler wieder ans Netz angeschlossen.
Roswitha Schlingensiepen gehört ausgerechnet zu den 20%, die dieses Glück noch nicht wieder haben. Ihre komplette Heizungsanlage ist zerstört und muss erneuert werden. Zum Duschen geht sie derzeit zu Freunden.
Roswitha Schlingensiepen, Bewohnerin Bad Neuenahr-Ahrweiler
„Das Wasser ist kalt. Mittlerweise putze ich mir auch schon mit kaltem Wasser die Zähne. Aber sonst: ich mache mir im Wasserkocher warmes Wasser. Es geht alles. Das kann man mal überbrücken.“
Not macht eben erfinderisch.
Auch wenn noch nicht alle Haushalte von der neuen Gasleitung profitieren – der heutige Tag ist – gut dreieinhalb Monate nach der Flutkatastrophe – ein weiterer Schritt in Richtung Normalität.