Neue Fluglärmstudie vorgestellt

Für viele Bewohner des Rhein-Main-Gebiets ist Fluglärm alltäglicher Begleiter – für viele ein ziemlich nerviger. Selbst, wer sich subjektiv an Fluglärm gewöhnt hat, leidet womöglich, ohne es zu wissen. Zu den negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit, hat die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Fluglärmkommissionen in Offenbach gestern ein neues Gutachten vorgelegt. Die Kommission fordert die Bundesregierung auf, die Gesetze zum Schutz gegen Fluglärm zu verschärfen.

Fluglärm – ganz normal über dem Lerchesberg in Frankfurt-Sachsenhausen. Fast im Minutentakt sind hier Flieger am Himmel zu sehen und zu hören.
Aufgrund eines neuen Gutachtens sagt die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Fluglärmkommissionen – die zulässigen Dezibel-Werte bei der Geräuschbelastung müssen weiter runter.
Paul-Gerhard Weiß, Vorsitzender Fluglärmkommission Frankfurt
„Bisher sind sie so hoch, dass viele keinen Anspruch haben auf finanzielle Unterstützung dämmenden baulichen Schutz. Wir sagen, aufgrund dieses Gutachtens wird deutlich, der Schutz muss bei deutlich geringeren Lärmwerten bereits einsetzen.“
Laut Fluglärmschutzgesetz gilt beispielsweise rund um den Frankfurter Flughafen: Die Belastung darf tagsüber in Wohngebieten im Durchschnitt 55 Dezibel betragen – die Fluglärmkommissionen fordern, dass dieser Wert auf 51 Dezibel sinkt.
Denn einige Dezibel machen subjektiv einen großen Unterschied: So nimmt das menschliche Ohr zehn Dezibel weniger bereits als Halbierung der Lautstärke wahr.
In ihrem Gutachten stellen die Fluglärmkommissionen dar, wie gefährlich Fluglärm sein kann.
Dr. Dirk Schreckenberg, Umweltpsychologe TU Dresden
„Fluglärm bedeutet, dass Stress erzeugt wird und wenn Stress chronisch ist, führt das zu Herzkreislauferkrankungen, es führt zu Depressionen; Schlafstörungen treten auf, die Menschen sind belästigt. Das heißt, es geht nicht darum, ob ich den Lärm toll finde oder nicht, sondern es geht darum, dass Erkrankungsrisiken im Herzkreislaufsystem und bei psychischen Erkrankungen wie der Depression, die werden dadurch ausgelöst.“
Dirk Schreckenberg hat an dem Gutachten mitgearbeitet: Dazu wurden mehr als 1.500 Artikel und 60 Studien zur Lärmwirkung ausgewertet. Die Ergebnisse: Zehn Dezibel Fluglärm steigern das Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben um 8%.
Auch das Depressionsrisiko haben Forscher erstmals untersucht – es steigt um 14 %. Das sei eben die Kehrseite der wirtschaftsstarken Boom-Region, in der allein 80.000 Menschen in Deutschlands größter lokaler Arbeitsstätte ihr Geld verdienen, dem Frankfurter Flughafen.
Dr. Dirk Schreckenberg, Umweltpsychologe TU Dresden
„Je höher man die dB-Werte festlegt, desto mehr Risiken nimmt man in Kauf. Wenn die Gesellschaft dazu bereit ist, dann kann sie das machen, wir können nur die Informationen liefern, welche Folgen das hat.“
Wenn die zulässigen Dezibel-Werte wie gefordert sinken würden, hätten in Offenbach rund 30% der Bewohner Recht auf Geld, etwa für schallisolierte Fenster. Die Fluglärmkommissionen wollen ihr Gutachten nun der Bundesregierung vorlegen.
Sie kämpfen weiter um jedes Dezibel.