Neue Coronaregeln – Diskussion um Impfschutz

Wann sind Sie gegen Corona geimpft worden? Im letzten Winter, im Frühling? Dann haben sie ab Herbst bei der Masken- und Testpflicht keine Vorteile mehr gegenüber Ungeimpften. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat diese Woche die neuen Corona-Regelungen vorgestellt und schon werden sie zerpflückt. Die gute Nachricht in Sachen Corona-Maßnahmen zuerst: Ein Lockdown soll im kommenden Winter vermieden werden. Aber Tests sind bald wieder öfter vorgesehen. Und noch mehr.

An dieses Bild werden wir uns wieder gewöhnen müssen: Masken sollen ab Herbst wieder in Innenräumen, Freizeiteinrichtungen und Restaurants verpflichtend sein. Während in bisherigen Verordnungen OP-Masken ausgereicht haben, sollen es jetzt FFP2-Masken sein. Doch es gibt Ausnahmen: Wer getestet, frisch genesen oder frisch geimpft ist, darf auf die Maske verzichten. Frisch geimpft heißt, die letzte Dosis darf maximal 3 Monate her sein. Das sorgt für Gegenwind. Denn es würde bedeuten, dass wir uns alle Vierteljahre erneut impfen lassen müssten. Ein medizinischer Fehlanreiz, sagt Virologe Hendrik Streeck.
Prof. Hendrik Streeck, Virologe
„Im Moment scheint es zumindest für gesunde Erwachsene unter 60 Jahre – da streitet man sich ja ein bisschen über das Alter – keinen Grund dafür zu geben, eine 4. Impfung sich geben zu lassen. Da hat die STIKO ja relativ deutlich gesagt, dass die Evidenz, die bisher vorliegt, zeigt, dass eine 4. Impfung eigentlich erst ab 60 oder 70 Jahre nach der STIKO empfohlen werden sollte.“
Auch die deutsche Krankenhausgesellschaft steht dem Entwurf noch kritisch gegenüber und sieht einige Lücken und Unklarheiten.
Prof Henriette Neumeyer, stellv. Vorstandsvorsitzende Deutsche Krankenhausgesellschaft
„Uns ist ganz besonders wichtig, dass wir eine Konsistenz und eine Nachvollziehbarkeit haben. Das gilt sowohl für die einrichtungsbezogene Impfpflicht, das gilt aber auch für neue Kategorien für frisch Genesene, frisch Geimpfte etc. Das heißt, die Konsistenz dessen, wie die Gesundheitspolitik handelt, muss auch mit anderen wichtigen Institutionen wie zum Beispiel der STIKO abgestimmt sein. Sonst haben wir das Problem, dass wir die Bürgerinnen und Bürger einfach nicht mitnehmen können für den anstehenden Corona-Herbst.“
Unklarheiten gibt es auch bei beim Thema Tests. Sie sollen in manchen Bereichen alternativ zur frischen Impfung ebenfalls von der Maskenpflicht befreien. Doch ein zertifizierter Test kostet mittlerweile Geld und es gibt weniger Testzentren. Der hessische Städtetag hat dazu eine klare Forderung.
Dr. Jürgen Dieter, Direktor hessischer Städtetag
„Also klar sein muss, dass es weiterhin kostenfreie Bürgertests gibt, um eine breite Kenntnis über die Inzidenz zu bekommen. Das ist auch eine Forderung der kommunalen Spitzenverände. Es besteht Klärung, wie weit der Bund wirklich selbst die Maßnahmen an sich zieht oder das eben den Ländern überlässt. Das ist alles noch nicht genau geklärt.“
Test, frische Impfung oder Maske – das muss kontrolliert werden, zum Beispiel von den Mitarbeitern eines Restaurants. Ein Mehraufwand für die Gastronomen, beklagt der Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA.
Gerald Kink, Präsident DEHOGA Hessen
„Man muss sich das schon mal auf der Zunge zergehen lassen, dass wir als Branche, auf unserem Rücken das wieder ausgenutzt wird, dass wir diesen Status abfragen sollen, das sag ich mal erschließt uns jetzt wirklich nicht. Außerdem könnte man ja meinen, dass alles, was bisher an Impfungen und etwas hätte… was passiert ist und so weiter, alles vielleicht nutzlos ist.“
Viel Klärungsbedarf also, wenn sich die Gesundheitsminister von Bund und Ländern kommenden Dienstag treffen und über den Entwurf beraten.