Neue Corona-Verordnung für Rheinland-Pfalz

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen steigt, erste Kliniken schlagen schon wieder Alarm. Bundeskanzlerin Angela Merkel kündigte heute starke Einschränkungen für Ungeimpfte an. Es sei zum Beispiel möglich, dass sich Umgeimpfte künftig täglich am Arbeitsplatz testen lassen müssen. In Rheinland-Pfalz liegt die Sieben-Tage-Inzidenz heute bei 95,3 und in Hessen bei 122,9. Bei vielen Menschen über 60 liegt die Corona-Impfung schon über ein halbes Jahr zurück und genau das ist das Problem: Die Impfwirkung lässt nach. Heute hat die rheinland-pfälzische Ministerpräsident Malu Dreyer daher für eine Auffrischungsimpfung geworben. Kommt jetzt der sogenannte „Booster“ für uns alle?

Den dritten Pieks gibt es hier in der Praxis „Lembens & Lembens“ schon seit Anfang September. Die Nachfrage ist groß.
Dr. Christoph Lembens, Allgemeinmediziner in Mainz
„Fragen tut tatsächlich jeder. Die Sorge ist sehr groß wegen der vielen Durchbruchinfektionen. Die Zielgruppe, die wir gezielt ansprechen, sind die 70plus-Patienten, die Krankheiten zusätzlich haben. Aber wir persönlich raten auch jedem Ü60 mit Diabetes, mit Bluthochdruck, mit koronarer Herzkrankheit, sich boostern zu lassen. Wir verweigern aber auch niemandem die Boosterung. Also wenn ein Mensch kommt und sagt: ‚Ich fühle mich sicherer, wenn ich die dritte Impfung habe‘ und es keine Kontraindikation gibt, dann impfen wir auch.“
Während der Weltärztebund bereits Auffrischimpfungen für alle fordert, empfiehlt die ständige Impfkommission die sogenannte „Booster-Impfung“ derzeit nur für Menschen über 70 Jahre, medizinisches Personal oder Menschen mit Vorerkrankungen.
Prof. Fred Zepp, STIKO-Mitglied Universität Mainz
„Auch bei den Impfungen gilt nicht ‚viel hilft viel‘, sondern es muss sinnvoll geplant und eingesetzt werden. Und das bedeutet, dass wir uns zunächst anschauen – und das machen die Spezialisten am Robert-Koch-Institut und die Mitglieder der Ständigen Impfkommission –, wir haben am Anfang des Jahres begonnen und wir haben also jetzt Menschen, die sind schon zehn Monate geimpft und Menschen, die sind sechs Monate geimpft. Und wir schauen, bei welcher Altersgruppe oder bei welcher Personengruppe sehen wir das Wiederauftreten von Infektionen.“
Zwar infizierten sich auch jüngere Menschen trotz Impfung mit Coronaviren, diese erkrankten aber nur sehr selten schwer.
Die STIKO prüft aktuell, ob sie ihre Booster-Empfehlung ausweitet.
Fred Zepp fordert aber, den Fokus zunächst weiter vor allem auf diejenigen zu richten, die noch gar nicht geimpft sind. Denn sie machen aktuell gut zwei Drittel der Patienten aus, die auf Intensivstationen behandelt werden.
Ein Problem, das auch der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister kennt.
Clemens Hoch, SPD, Gesundheitsminister Rheinland-Pfalz
„Wenn wir im November weiter ansteigende Zahlen sehen, besteht auch eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass wir die Corona-Warnstufe Zwei in einzelnen Landkreisen dann erreichen werden. In diesem Fall drohen die Lockdown-Maßnahmen nur für ungeimpfte Personen.“
Um niedrigschwellige Impfangebote auszuweiten, verdoppelt das Land die Zahl der Impfbusse in Rheinland-Pfalz. Ab Mitte November können sich Bürger außerdem landesweit in zehn Krankenhäusern impfen lassen. In welchen Krankenhäusern das möglich wird, will das Land nächste Woche bekannt geben.
Die Angebote richten sich explizit auch an Menschen, die sich unabhängig von der STIKO-Empfehlung ein drittes Mal impfen lassen wollen.
Strengere Regeln gelten künftig für ungeimpfte Angestellte in Krankenhäusern, Altenheimen und ähnlichen Einrichtungen.
Malu Dreyer, SPD, Ministerpräsidentin Rheinland-Pfalz
„Wir haben uns darüber Gedanken gemacht, wie kann man Belegschaften, Bewohner noch stärker schützen, vor allem die vulnerablen, dort, wo Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich entscheiden, nicht sich zu impfen. Und das geht eben nur, dass wir dann wieder täglich eine Testpflicht haben für die Mitarbeiterschaft und natürlich immer noch immer wieder mit dem Appell, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich doch möglichst auch impfen lassen.“
Neben den mobilen Impfstationen geht das weiter vor allem beim Hausarzt, wie zum Beispiel hier in der Praxis „Lembens & Lembens“.
Und eine Lockerung hat die Landesregierung heute noch beschlossen: Ganz unabhängig vom Impfstatus, können Sie sich auf unbeschwerte Martinszüge und Weihnachtsmärkte freuen. Für diese Veranstaltung an der frischen Luft gilt dann weder die 3G-Regel, noch Abstand oder Maskenpflicht.