Nur geringe Nachfrage nach Corona-Impfstoff von Novavax

Rund 80% der Über 18-jährigen Rheinland-Pfälzer sind mittlerweile gegen Corona geimpft. Zuletzt kamen allerdings kaum noch Erstimpfungen hinzu. Ab heute ist ein neuer Impfstoff verfügbar: Nuvaxovid des US-amerikanischen Pharma-Herstellers Novavax. Doch die Hoffnung, dass sich damit viele, die bislang skeptisch waren, nun doch noch impfen lassen, schwindet. Im Mainzer Impfzentrum ist heute Morgen der große Ansturm zum Novavax-Auftakt jedenfalls ausgeblieben.

Lange hat Dagmar Höhmann gezögert. Die 56-Jährige beschreibt sich nicht als Impfgegnerin oder Querdenkerin. Ihr Mann hat sich drei Mal mit BioNTech impfen lassen. Dass eine Impfung für sie persönlich aber sinnvoll und nötig ist, hat Dagmar Höhmann bislang bezweifelt.
Als Mitarbeiterin in einer Rehaklinik zwingt die einrichtungsbezogene Impfpflicht sie jetzt aber, bis zum 15. März einen Impfnachweis vorzulegen. Auch wenn sie nicht direkt in der Pflege arbeitet.
Dagmar Höhmann, Mitarbeiterin in einer Rehaklinik
„Gut, es war jetzt der Weg und ich soll ja auch andere schützen. Und es macht mir auch immer wieder Spaß, mit anderen zu arbeiten und Rehabilitanten halt, die kommen und gehen. Und meine Aufgabe ist es ja immer wieder dann, dass wenn sie entlassen werden, dass es denen auch gut geht.“
Der große Ansturm bleibt in Mainz heute Morgen aus. Wer reinkommt, wird direkt versorgt. Doch nicht jeder ist aus Überzeugung hier.
Nadine
„Ich stand schon sehr unter Druck von der Regierung auch, um meine Freiheit wieder zu bekommen. Nach zwei Jahren ist es schon eine lange Zeit, wo ich sage, also irgendwann möchte ich auch mal wieder rausgehen und was machen können.“
Landesweit haben sich 15.000 Menschen für eine Impfung mit dem Vakzin von Novavax angemeldet. Weit weniger Menschen als das Land mit aktuell 69.000 Impfdosen und weiteren 50.000 Portionen in zwei Wochen versorgen könnte.
Daniel Stich, SPD, Landesimpfkoordinator Rheinland-Pfalz
„Generell ist es so, dass die Nachfrage deutlich nachgelassen hat. Und trotzdem bleiben wir dabei, von Omikron bis Oktober wollen wir alles tun, die Impfquote weiter zu steigern trotz eines sich abzeichnenden schönen Frühlings und eines schönen Sommers. Da müssen wir dranbleiben, dass die Impfquote noch weiter nach oben geht, dass sich was tut.“
Wie das konkret gelingen soll, kann der Landesimpfkoordinator heute allerdings nicht sagen. Eine aktuelle Studie der Universität Erfurt jedenfalls zeigt, dass sich 74% der noch Ungeimpften auch in Zukunft nicht gegen Corona impfen lassen wollen.
Das Präparat von Novavax wird zunächst nur in den Landesimpfzentren angeboten. Impftermine in Ihrer Nähe finden Sie auf der Internetseite ihrer Stadt oder ihres Landkreises.
In Mainz wird immer donnerstags von 8-19 Uhr mit Novavax geimpft, ein Termin ist nicht nötig. Ob aber überhaupt jemand kommt, ist noch nicht abzusehen.
Eckart Lensch, SPD, Sozialdezernent Stadt Mainz
„Von den Zahlen her sehen wir jetzt, dass vielleicht doch ein größerer Teil derer, der sich noch nicht hat impfen lassen, eigentlich in Wahrheit nicht auf einen anderen Impfstoff gewartet hat, sondern aus anderen grundsätzlicheren Überlegungen sich nicht impfen lassen möchte.“
Die Impflücke wird sich also auch durch das Vakzin von Novavax vorerst nicht schließen lassen.
Dagmar Höhmann ist froh, dass sie nun doch geimpft ist. Ihre Arbeit macht ihr Spaß. Und nach über 20 Jahren, hätte sie die Klinik nicht verlassen wollen. Dann doch lieber der kleine Piks.
Eva Dieterle, Moderatorin: Wir gehen jetzt noch ein bisschen in die Tiefe und das machen wir mit Professor Bodo Plachter, Virologe der Universitätsmedizin in Mainz Guten Tag.
Prof. Bodo Plachter, Virologe Universitätsmedizin Mainz: Schönen guten Tag.
Dieterle: Herr Plachter, wie funktioniert der Novavax-Impfstoff, bzw. wie unterscheidet er sich von den anderen bisher zugelassenen Impfstoffen, vor allem den mRNA-Impfstoffen?
Plachter: Dieser Novavax-Impfstoff ist ein sogenannter Protein-Impfstoff. Dieser Impfstoff enthält dieses Spike-Protein das Virus. Bei den anderen Impfstoffen ist es so, dass dieses Protein erst im Körper gemacht wird, sei es nun bei den mRNA_Impfstoffen oder bei den Vektorimpfstoffen, wird das Protein erst im Körper hergestellt. Beim Novavax-Impfstoff ist es quasi schon enthalten, wird entsprechend gespritzt und kann dann eben auch im Körper wirken.
Dieterle: Viele, die bislang zögerlich waren beim Impfen, begründen das mit einer Skepsis gegenüber den mRNA-Impfstoffen und fürchten überraschende oder langfristige Impfreaktionen, bzw. Nebenwirkungen. Wie sieht das bei Novavax aus, welche Impfreaktionen sind hier zu befürchten und warum?
Plachter: Ja, wir haben natürlich ähnliche Nebenwirkungen wie bei den mRNA- oder Vektorimpfstoffen diese Nebenwirkungen, die wir auch von anderen Impfstoffen ja kennen, also den schweren Arm, möglicherweise durchaus auch mal Fieber, auch mal, dass es einem eine Nacht nicht so gut geht. Das sind normale Nebenwirkungen. Bislang gibt es keine Hinweise darauf, dass langfristige Nebenwirkungen wirklich auftreten, sondern wir haben im Prinzip das gleiche sogenannte Nebenwirkungsprofil, wie bei den mRNA-Impfstoffen oder bei den Vektorimpfstoffen.
Dieterle: Nuvaxovid ist in seiner Wirksamkeit auf den Wildtyp und andere Varianten getestet. Zur aktuell dominanten Omikron-Variante gibt es bislang aber keine Datenlage. Gehen Sie davon aus, dass eine Grundimmunisierung trotzdem vor Erkrankung oder zumindest vor schweren Verläufen schützt? Salopp gesagt, lohnt sich die Impfung trotzdem?
Plachter: Ja, ich denke, dass sich die Impfung sehr wohl lohnt. Es gibt ja Studien, die darauf hindeuten, dass auch der Impfstoff sehr gut gegen schwere Erkrankungen und Todesfälle schützt. Allerdings richtigerweise natürlich getestet mit den bisherigen Varianten. Zu Omikron gibt es bislang relativ wenige Daten, die müssen natürlich erst gesammelt werden. Im Augenblick sieht es aber so aus, dass nach dem zweimaligen Impfungen mit der Novavax-Impfung auch ein sehr guter Schutz erreicht wird. Wie lange das anhält, ob man da nachimmunisieren muss, all das sind Fragen, die man natürlich erst im Verlaufe der Zeit auch beantworten kann.
Dieterle: Vielen Dank für Ihre Einschätzungen zum Start von Novavax – Professor Bodo Plachter.
Plachter: Gerne.