Nach den tödlichen Schüssen auf zwei Polizisten: Beide Verdächtige in Untersuchungshaft

Auch heute – einen Tag nach der Tat – ist es das Thema des Tages: Die beiden jungen Polizisten, die bei einer Routinekontrolle in der Westpfalz ums Leben gekommen sind. Getötet durch Kopfschüsse. Gestern Abend wurden zwei Männer festgenommen. Heute wurde gegen sie Haftbefehl wegen gemeinschaftlichen Mordes erlassen.

Vor dem Polizeipräsidium Westpfalz in Kaiserslautern haben Kollegen Blumen niedergelegt und Kerzen angezündet. Sie alle beschäftigt die Frage nach dem Warum? Warum mussten zwei junge Polizeibeamte im Dienst sterben. Warum diese Brutalität und Kaltblütigkeit?
Michael Denne, Polizeipräsident PP Westpfalz
„Es ist wirklich so, dass wir sehr stark betroffen sind und das geht durch das gesamte Präsidium und auch durch die gesamte Polizei. Ich war heute Morgen auch bei einer der betroffenen Familien – die nächste Familie werde ich auch besuchen – also man hat dann schon die Tränen in den Augen. Und man kann auch, wenn man die Mutter umarmt, muss man sehr… Sie merken auch meine innerliche Bewegtheit an. Das geht einem sehr nah.“
Es war Montagmorgen gegen 4:20 Uhr als die 24 Jahre alte Polizeikommissaranwärterin und der 29 Jahre alte Polizeioberkommissar als Zivilstreife auf der Kreisstraße 22 zwischen den Orten Mayweilerhof und Ulmet unterwegs waren. Dort kontrollierten sie einen Kastenwagen. Sie sollen per Funkspruch noch gemeldet haben, dass sie im Kofferraum des verdächtigen Fahrzeuges Wild gesehen hätten. Kurz darauf waren beide tot.
Am Montagabend konnten nach einer großangelegten Fahndung zwei Männer im saarländischen Sulzbach festgenommen werden. Einer davon der 38-jährige Andreas S. Von ihm wurden Personalausweis und Führerschein am Tatort gefunden.
Im selben Haus konnte kurz darauf auch ein 32-jähriger Verdächtiger festgenommen werden.
Gegen die beiden Tatverdächtigen wurde Haftbefehl wegen gemeinschaftlichen Mordes in zwei Fällen und wegen Wilderei erlassen.
Stefan Orthen, Staatsanwalt Kaiserslautern
„In diesen beiden Haftbefehlen geht der Ermittlungsrichter davon aus, dass die beiden Tatverdächtigen die beiden jungen Polizeibeamten gemeinschaftlich getötet haben. Zur Vorgeschichte lässt sich der Haftbefehl auch aus. Der Ermittlungsrichter geht davon aus, dass sich die beiden Tatverdächtigen in einem Fahrzeug, in einem Kastenwagen im Kreis Kusel unterwegs waren, um dort zu wildern. Man hat dann später bei der Festnahme auch dieses Fahrzeug gefunden und auch dann befand sich noch eine große Anzahl von Wildtieren in der Ladefläche dieses Kastenwagens.“
Und auch zu den Tatwaffen gibt es heute erste Erkenntnisse.
Stefan Orthen, Staatsanwalt Kaiserslautern
„Im Moment gehen wir davon aus – nachdem die Gerichtsmedizin erste Untersuchungen vorgenommen hat – und man bei diversen Durchsuchungen auch Waffen gefunden hat, die die Tatwerkzeuge gewesen sein könnten, dass eine der beiden Waffen eine Schrotflinte ist und die andere Waffe ein Jagdgewehr. Und wir gehen auch davon aus, dass diese zwei Waffen von den beiden Beschuldigten genutzt wurden, also das jeder geschossen hat.“
Der Haftrichter sieht das Mordmerkmal der Verdeckungsabsicht erfüllt. Außerdem bestehe bei beiden Tatverdächtigen Fluchtgefahr, weshalb Untersuchungshaft angeordnet wurde.
Der jüngere Angeklagte soll vor dem Haftrichter gesprochen und die Wilderei eingeräumt haben, bestreitet aber geschossen zu haben. Der 38-jährige Tatverdächtige schweigt.
Bei beiden Männern sollen laut Staatsanwaltschaft sowohl die wirtschaftlichen als auch die sozialen Verhältnisse alles andere als geordnet gewesen sein.
Ein Denkmal für im Dienst gestorbene Polizisten an der Hochschule der Polizei am Flughafen Hahn. Hier ist die Betroffenheit groß. Hier stand die junge Polizistin unmittelbar vor dem Ende ihrer Ausbildung.
Sprecher Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz
„Was man in Gesprächen mit den Studierenden erkennen kann ist eine hohe Betroffenheit. Eine von ihnen wurde getötet, in einer Phase in der alle darauf brennen, in das nächste Praktikum zu gehen oder nach Absolvierung des Studiums, den Dienst anzutreten.“
Vor Ort stehen für die Studierenden und Mitarbeiter ein Kriseninterventionsteam und die Polizeiseelsorge zur Verfügung.
Ganz Rheinland-Pfalz trauert um die beiden Polizisten. Im Mainzer Landtag liegt seit heute ein Kondolenzbuch aus. Dort haben sich heute neben Ministerpräsidentin Malu Dreyer noch viele weitere Landtagsabgeordnete eingetragen, um ihre Trauer zu bekunden.
Malu Dreyer (SPD), Ministerpräsidentin Rheinland-Pfalz
„Wir trauern um zwei junge Menschen, die in ihrem Dienst für unser aller Sicherheit brutalst ermordet worden sind. Alle sollen wissen, wer die Polizei angreift, greift uns alle, die ganze Gesellschaft an.“
Die junge Polizistin und ihr Kollege sind in Rheinland-Pfalz im Polizeidienst gestorben – bei einer Routinekontrolle.
Was bleibt ist die Frage nach dem Warum?