Mutmaßliche Schockanrufer vor Gericht

Würden Sie jemandem an der Tür einfach mal Tausende Euro geben, weil sie am Telefon dazu aufgefordert wurden? „Auf gar keinen Fall“, denken sich die meisten – und doch passiert es immer wieder: der Enkeltrick oder Schockanrufe. Kriminelle spielen meistens älteren Menschen am Telefon eine Notsituation vor, um an ihr Geld zu gelangen. Die Täter entkommen meistens. Im Mai konnte die Polizei in Konz zwei Trickbetrüger fassen, die eine 67-Jährige um 40.000 Euro erleichtern wollten. Heute wurde ihnen vor dem Amtsgericht Trier der Prozess gemacht.

Zwei Jahre und neun Monate Haft wegen versuchtem gewerbsmäßigen und bandenmäßigen Betrugs – dazu hat das Amtsgericht Trier heute Janusz und Emil L. verurteilt. Die beiden polnischen Staatsbürger gestehen heute, am geplanten Betrug an einer 67-Jährigen in Konz beteiligt gewesen zu sein, um 25.000 Euro zu erbeuten. Janusz und Emil L. waren Fahrer und sollten das Geld bei der Frau abholen.
Wolfgang Spieß, Staatsanwaltschaft Trier
„Soweit das Gericht der rechtlichen Einschätzung der Staatsanwaltschaft gefolgt ist, sind wir natürlich zufrieden, dass unsere Ansicht bestätigt wurde. Die Angeklagten wurden für ihre Tat schuldangemessen bestraft.“
Der geplanten Geldübergabe an der Haustür ging ein sogenannter Schockanruf voraus: Diese Anrufe treffen meist ältere Menschen. Am Morgen des 17. Mai klingelt es bei der 67-Jährigen.
Daniele Castello, Reporter
„Mit lautem Weinen und Geschrei habe eine weibliche Stimme gesagt ‚Mama, Mama, etwas ganz Schlimmes ist passiert, ich habe einen Radfahrer totgefahren.‘
Die 67-jährige Frau reagiert sofort. Sie hat ausgerechnet ein paar Tage zuvor im Fernsehen einen Bericht über Schockanrufe gesehen und sich dabei gedacht: ‚Hoffentlich rufen die Mal bei mir an‘. Ein weitere Tatsache hilft ihr bei der Enttarnung de Betrugs: Sie hat nämlich gar keine Tochter.“
Ein vermeintlicher Polizeibeamter erklärt am Telefon in fließendem Deutsch, dass die Mutter nun 40.000 Euro zahlen müsse, sonst drohe der Tochter Untersuchungshaft. Doch das Opfer wird zum Jäger und spielt das Spiel der Betrüger mit. Sie kontaktiert die echte Polizei noch während sie mit den Tätern telefoniert. Bei der Geldübergabe werden Janusz und Emil L. gefasst.
Mit zweieinhalb Jahren Haft ohne Bewährung sind die Verteidiger der beiden Männer nicht einverstanden.
Christian Hölzer, Verteidiger
„Da spricht in meinen Augen dafür, dass mein Mandant der Unterste in einer langen Kette ist. Er ist der, der das höchste Risiko bei geringstem Lohn hat. Und das muss mehr einfließen in das Urteil zu Gunsten von meinem Mandanten.“
Die Verteidiger argumentieren, dass eine riesige Organisationsmaschinerie hinter den Verbrechen stecke: Mit Call-Centern im Ausland, die finanziell bedürftige Menschen wie ihre Mandanten für die Verbrechen rekrutieren. Janusz und Emil L. hätten bloß Beihilfe geleistet. Die Verteidiger wollen deshalb in Berufung gehen.