Mutmaßliche Betreiber von Kinderpornonetzwerk vor Gericht

Mit mehr als 400.000 Mitgliedern war die Darknet-Plattform „Boystown“ das weltweit größte Forum für den Austausch von Kinderpornografie. Seit heute müssen sich nun vier Männer im Alter zwischen 41 und 65 Jahren vor dem Frankfurter Landgericht verantworten. Sie sollen nicht nur die Plattform betrieben haben, sondern zum Teil auch selbst kleine Kinder jahrelang schwer sexuell missbraucht haben.

Sexueller Missbrauch von Kindern, Herstellen von Kinderpornografie, bandenmäßige Verbreitung kinder- und jugendpornographischer Inhalte: Die Vorwürfe gegen die Angeklagten im Boystown-Prozess wiegen schwer. Bei ihren Ermittlungen war die Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft in dem Darknet-Forum auf mehr als eine Million Fotos und Videos gestoßen, die vor allem schwersten sexuellen Missbrauch von Jungen im Alter von zwei bis vierzehn Jahren zeigen.
Sebastian Zwiebel, Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt
„Es ist von unserer Zentralstelle einer der größten Prozesse, die wir je angestrengt haben. Das merken Sie alleine an der Anklageschrift, die alleine 400 Seiten hat.“
Rund sechseinhalb Stunden dauert es heute, bis die Anklageschrift fertig verlesen ist. Dies geschieht teilweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit, um die Persönlichkeitsrechte der Opfer zu schützen. Etwa die eines Jugendlichen, der im Alter zwischen zehn und vierzehn Jahren von einem der Angeklagten schwer missbraucht worden sein soll.
Walter Schäfers, Anwalt Nebenklage
„Meinem Mandanten geht es auch heute noch schlecht. Er hat ausdrücklich den Wunsch geäußert, dass er nicht an der Verhandlung teilnehmen muss, weil ihn das wirklich noch einmal aufwühlen würde.“
Die Darknet-Plattform Boystown sollen die vier Männer aus verschiedenen Bundesländern äußerst professionell betrieben haben. Laut Anklage gab es Chatbereiche in verschiedenen Sprachen. Die Inhalte waren akribisch nach Themen geordnet. Das Vorgehen der Angeklagten: arbeitsteilig.
Sebastian Zwiebel, Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt
„Das war so, dass die Angeklagten ganz unterschiedliche Beiträge, ganz unterschiedliche Funktionen in dieser Gruppierung hatten. Der eine hat sich um die Administration gekümmert. Es gab den anderen, der die Kommunikation mit den Mitgliedern geführt hat. Also im Prinzip war es relativ gut organisiert.“
Wie genau die Mitarbeiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität den Angeklagten auf die Schliche gekommen sind, wollen sie aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen. Wohl aber, dass der Hauptangeklagte in Paraguay verhaftet wurde, als er gerade als Administrator bei „Boystown“ eingeloggt war. Nur dadurch erhielten die Beamten Zugriff auf die Darknet-Seite, ihre Nutzer – und ihre Betreiber.
Walter Schäfers, Anwalt Nebenklage
„Das sind ja Täter, die offenbar in ganz besonderer Weise kriminell unterwegs waren. Und hier kann man einfach nur sagen: Dass dieses endlich mal unterbunden wird. Ich kann hier nur ein großes Lob an die Ermittlungsbehörden aussprechen. Die dafür gesorgt haben, dass das hier zu dieser Anklage gekommen ist.“
Zunächst sind dreizehn weitere Verhandlungstage bis Ende November geplant. Bei einer Verurteilung drohen den Angeklagten zwischen fünf und 15 Jahre Haft.