Museum Wiesbaden gibt Ahnenschädel an Neuseeland zurück

Wissen Sie, was ein „Toi Moko“ ist? Dabei handelt es sich um einen tätowierten und konservierten menschlichen Schädel, den die neuseeländischen Ureinwohner, die Maori, zum Andenken an besonders geehrte Ahnen oder als Kriegstrophäe aufbewahrten. Vor allem im 19. Jahrhundert waren die Schädel auch in Europa heiß begehrt und landeten in so manch einer naturkundlichen Sammlung. Unter anderem auch im hessischen Landesmuseum in Wiesbaden. Dort hat man sich jetzt wie zuvor schon in anderen Museen in ganz Deutschland aus Pietätsgründen dazu entscheiden, den „Toi Moko“ wieder in seine Heimat zurückzugeben.

Sie sind gekommen, um Ihren Ahnen nach Hause zu holen: In einer traditionellen Zeremonie nimmt eine Delegation aus Maori und offiziellen Vertretern der neuseeländischen Regierung den Schädel Ihres Vorfahren in Empfang. Dieser war vor rund 200 Jahren über die Niederlande nach Wiesbaden gelangt. Jetzt soll er wieder dahin zurückkehren, wo er hin gehört.
Kiwa Hammond, Leiter der Zeremonie: „Danke für die Möglichkeit für uns Maori, hier heute hier herzukommen unsere heilige Zeremonie durchführen zu dürfen. Unseren Ahnen hier zu treffen und ihm ganz nah zu sein. Unseren Ahnen, der mit uns verbunden ist. Und das wir ihn wieder mit nach Hause nehmen dürfen.“
Auch der neuseeländische Botschafter in Deutschland ist voll des Lobes für die Rückgabe des Ahnenschädels.
Craig J. Hawke, Botschafter Neuseeland: „Heute ist für uns ein Tag, dankbar zu sein. Einen Tag unsere Partnerschaft mit Deutschland und dem Hessischen Landesmuseum in Wiesbaden zu feiern. Es geht um Verbundenheit. Es ist aber auch ein Tag der Reflektion. Des Erinnerns. Und des Respekts.“
Dabei hegen die Maori keinen Groll gegen das hessische Landesmuseum: Sie sehen in dem Museum einen Beschützer, der den Schädel ihres Ahnen für so lange Zeit sorgsam aufbewahrt haben. Trotzdem betont Hessens Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn, dass der Ahnenschädel der Maori nicht in hessisches Museum gehöre.
Angela Dorn, B90/Grüne, Kunst- und Kulturministerin Hessen: „In der Aufarbeitung der historischen Verantwortung haben unsere Museen eine besondere Rolle. Zum einen befinden sich hier Kulturgüter, auf die wir schlicht keinen Anspruch haben. Die unrechtmäßig hier sind. Zum anderen helfen uns auch diese materiellen Zeugnisse der Unrechtskontexte, dass wir Lehren aus der Vergangenheit ziehen.“
Bereits morgen macht sich die Maori-Delegation mit dem Schädel von Frankfurt aus auf die rund 19000 Kilometer lange Heimreise nach Neuseeland. Um dort, am anderen Ende der Welt, im Nationalmuseum in Wellington eine würdevolle letzte Ruhestätte zu finden.