Müll aus dem Fluss – Taucher säubern die Lahn
Im Wasser unserer Flüsse befindet sich vor allem in Städten Müll. Da es niemanden gibt, der sich darum kümmert, haben sich vor drei Jahren in Marburg die Lahntaucher gegründet. Seitdem holen sie regelmäßig Müllberge aus der Lahn. Ehrenamtliche Arbeit, die jetzt ausgezeichnet wurde – im wahrsten Sinne des Wortes.
Nur mit Tretbooten und Schnorchel-Ausrüstung sind die Lahntaucher in Marburg unterwegs. Heute wollen sie den Fluss zwischen zwei Brückenabschnitten säubern. Lange nach Müll suchen müssen sie dabei nicht. Der erste Fund sieht aus wie eine Bowlingkugel, könnte aber auch ein Globus sein. So haben die Lahntaucher in den letzten drei Jahren über 12 Tonnen Müll aus dem Fluss geholt.
Noah Boonma, Lahntaucher
„Wenn der Müll am Ufer liegen würde, das wäre der Skandal schlechthin, aber im Wasser interessiert es keinen. Und deswegen war es uns besonders wichtig, den Müll eben sichtbar zu machen. Auch für die Öffentlichkeit. Und natürlich hat der Müll im Wasser noch einmal eine ganz andere Auswirkung, da sich viele Stoffe im Wasser natürlich lösen können und dann nochmal anders Toxisch wirken.“
So finden die 15 Ehrenamtlichen Motorräder, Akkus, Klappstühle und vor allem Fahrräder. 180 Stück haben die Taucher schon aus der Lahn gezogen. Sogar eine Schreibmaschine ist heute mit dabei. Da der Müll teilweise schon länger im Wasser liegt, ist es kompliziert ihn herauszuholen. Besonders die großen Teile.
Amelie Becker, Lahntaucherin
„Vor allem unter Wasser ist ja eigentlich viel Natur und Pflanzen und Tiere und plötzlich siehst du da einfach eine Schreibmaschine, eine Tastatur oder ein Fahrrad. Das ist natürlich ein großer Kontrast und ein kleiner Schockmoment. Aber eigentlich freuen wir uns immer darüber, wenn wir was finden.“
Jedoch ist die Arbeit auch gefährlich. Unter Wasser können die Taucher an Angelschnüren hängen bleiben und gegen Treibholz stoßen. Dazu vermutet die Stadt Marburg noch Weltkriegsmunition im Wasser. Deshalb hat das Team extra ein Sicherheitskonzept entwickelt. Begonnen hat das deutschlandweit einzigartige Projekt vor drei Jahren durch einen Zufall.
Noah Boonma, Lahntaucher
„Damals hat sich eine Kommilitonin von mir bei Baden verletzt an einer Scherbe. Und wir wollten eigentlich nur diesen Badebereich an der Lahn mal von Scherben befreien. Sind reingegangen. Am Ende war es so viel Müll, dass wir gar nicht wussten wohin damit.“
Neben großen Mülleimern und einem Einkaufswagen finden die Taucher zum ersten Mal eine Flaschenpost.
„Folge dem Fluss abwärts in die Schweiz. Villa Zentral in Zollikon. Ja, Jonas, ist angekommen.“
Für ihr Engagement hat sie die Züricher Versicherung nun mit dem „Planet Hero Award“ ausgezeichnet. Die 110.000 Euro Preisgeld wollen sie in neue Projekte investieren. Denn neben dem Müllsammeln leisten die Lahntaucher Bildungsarbeit, unterstützen das Naturschutzamt und wollen bald auch Flüsse renaturieren.
Noah Boonma, Lahntaucher
„Bei dem Renaturierungsprojekt geht es darum, alte Seitenarme von Flüssen wieder zu beleben und da eben neue Habitate zu schaffen. Weil das einfach so der größte Einflussfaktor ist, warum es den Flüssen so schlecht geht.“