Mobile Retter in Wiesbaden

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland. Nur 10 Prozent der Menschen, die außerhalb eines Krankenhauses einen Herzstillstand haben, überleben, denn bis Rettungskräfte eintreffen, ist es oft zu spät. Sogenannte „Mobile Retter“ sollen die Zeit bis zum Eintreffen des Krankenwagens überbrücken. Ab sofort gibt es das Projekt auch in Wiesbaden.

Ein Herzstillstand. Jetzt zählt jede Sekunde, denn bereits nach kurzer Zeit ohne Sauerstoff entstehen Schäden am Gehirn.
„Notruf Feuerwehr, Rettungsdienst Wiesbaden. Wo genau ist der Notfallort?“ – „Mein Vater rief mich zu sich und als ich rüber kam, lag er am Boden im Wohnzimmer und regt sich nicht mehr.“
Die Rettungskräfte machen sich sofort auf den Weg. Doch bis sie beim Patienten sind, ist viel wertvolle Zeit vergangen.
Marc Dieroff, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst
„Patienten, die keine Blutzirkulation haben, haben kritisches Absterben der Hirnzellen zwischen drei und fünf Minuten. Der Rettungsdienst kommt im Bundesschnitt nach neun Minuten. Sie sehen, wir haben hier ein Delta zwischen Eintreffen Rettungsdienst und tatsächlich schweren Schäden bei Herz-Kreislauf-Stillstand.“
Die App „Mobile Retter“ soll dabei helfen, diese Zeit zu überbrücken. Es gibt sie bereits in 36 Kreisen und Städten in Deutschland und nun auch in Wiesbaden.
Und so funktioniert’s: Geht ein Notruf bei der Rettungsleitstelle ein, wird direkt ein Rettungswagen losgeschickt – handelt es sich um eine bewusstlose Person mit Verdacht auf Herz-Kreislaufstillstand, alarmiert der Computer parallel zwei Mobile Retter im Umkreis des Patienten.
So können sie noch vor dem Rettungswagen vor Ort sein und im Zweifelsfall Leben retten. Ein zusätzliches Glied in der Rettungskette.
Marc Dieroff, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst
„Das GPS-System ortet den Mobilen Retter und gibt dann eine Gehstrecke vor. Die Gehstrecke sollte bis 500 Meter erreichbar sein. Umso mehr mobile Retter in einer Gebietskörperschaft da sind, umso mehr ist es natürlich auch wahrscheinlich, dass einer in der Nähe ist.“
Sich als Mobiler Retter registrieren lassen können zum Beispiel Ärzte, Feuerwehrleute oder Pfleger. Momentan gibt es in Wiesbaden 200 von ihnen. Die Stadt wirbt dafür, dass es noch mehr werden. Ein flächendeckender Ausbau dieses Netzwerkes könnte Rechnungen zufolge in Deutschland jedes Jahr mehr als 10.000 Menschenleben retten.