Missbrauchsbericht von Bischof Ackermann

Sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche wurde lange verschwiegen oder nicht aufgearbeitet. Die Kommission, die die Fälle aufarbeitet, hat im letzten Jahr klar gesagt: Das Bistum Trier kümmere sich zu wenig um die Opfer sexueller Gewalt. Nun legt das Bistum erstmals einen Rechenschaftsbericht zum Thema Missbrauch vor, nennt genaue Zahlen, welche Beträge an Opfer ausgezahlt wurden – und wie man Verbrechen in Zukunft eindämmen will.

243 – hinter dieser Zahl verbergen sich 243 Schicksale, 243 Menschen: So viele Opfer sexueller Gewalt haben sich von 2010 bis 2022 beim Bistum Trier gemeldet.
Das geht aus dem Jahresbericht für Prävention, Intervention und Aufarbeitung – kurz PIA – hervor, den das Bistum heute vorgestellt hat. Der Bericht soll nun jährlich erscheinen – im Auftrag des Trierer Bischofs Stephan Ackermann.
Stephan Ackermann, Bischof Bistum Trier
“Wenn ich es richtig sehe, ist das der bundesweit erste Bericht dieser Art, wo über ein Jahr Rechenschaft abgelegt wird, was gibt es an Maßnahmen im Bereich der Prävention, der Intervention gegen Fälle sexueller Gewalt, die gemeldet werden und im Bereich der Aufarbeitung, um dann zu sehen von Jahr zu Jahr was gibt es da für eine Entwicklung in diesem Bereich.“
Das Bistum will sexuellen Missbrauch so gut wie möglich eindämmen und konsequenter verfolgen – die Vertuschung soll der Vergangenheit angehören. Zur Prävention setzt das Bistum auf Schutzkonzepte, die alle Pfarreien erstellen müssen und auf die Schulungen von Mitarbeitern.
Andreas Zimmer, Präventionsbeauftragter Bistum Trier
„Wenn man sich fragt: ‚Was war früher das Problem?‘, dann war früher oft das Problem, dass Menschen handlungsunfähig waren, überrascht, etwas begegnet sind, was sie nicht für möglich gehalten haben und dann erst mal nichts passiert ist oder sie gedacht haben ‚Vielleicht Bilde ich mir das ein‘. Der Sinn von Schulungen ist, Menschen zu befähigen, Situationen zu erkennen, wo sie klar wissen, hier muss jemand Verantwortung übernehmen und handeln.“
Zu den Schutzkonzepten gehören öffentliche Anlaufstellen, bei denen sich Betroffene melden können. Der Fall wird dann von einem Krisenstab des Bistums untersucht, der auch Polizei und Staatsanwaltschaft informiert. Bei den Meldungen der Betroffenen sieht die Interventionsbeauftragte einen positiven Trend.
Katharina Rauchenecker, Interventionsbeauftragte Bistum Trier
„Man muss sagen: Die Meldungen aus dem letzten Jahrhundert sind in der Regel einfach drastischer von den Beschuldigungen her und das zweite war im Endeffekt schon in dem Jahr 2022 zu sehen, dass wir eine kürzere Meldezeit haben zwischen begangener Tat und der Meldung.“
In vielen Fällen von sexuellem Missbrauch muss das Bistum Trier Entschädigung zahlen – allein im vergangenen Jahr rund 789.000 Euro – in Anerkennung des Leids, das auch durch Geld nie ganz verschwinden wird.