Ministerpräsidentin Malu Dreyer setzt Reise durch Ruanda fort

Zu Beginn der Corona-Pandemie wusste niemand, so genau, welche Konsequenzen das für uns haben würde. Die Hoffnungen richteten sich bald auf einen Impfstoff des Mainzer Pharma-Unternehmens BioNTech. Dieser Plan ging auf. Dann beschloss BioNTech, seinen Impfstoff auch im afrikanischen Ruanda zu produzieren, dem Partnerland von Rheinland-Pfalz. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer hat heute Morgen auf ihrer Ruanda-Reise das BioNTech-Werk in der Hauptstadt Kigali besucht.

Das BioNTech-Werk ist heute noch eine Großbaustelle. Trotzdem will der Konzern irgendwann 2025 hier die Produktion hochfahren, wenn alles planmäßig verläuft.
Die deutsche Investition ist für ganz Afrika ein wichtiges Zeichen, fühlte sich der Kontinent bei Ausbruch der Pandemie bei der Zuteilung von Impfstoffen sehr benachteiligt. BioNTech ist schon heute ein attraktiver Arbeitgeber für gut ausgebildete Menschen:
Gisele Uwase, Leiterin Personal BioNTech
„Wir haben aktuell acht Nationalitäten in unserem Team. Sie kommen aus allen vier Himmelsrichtungen Afrikas. Aus Nigeria, aus Ruanda wie ich, aus Kenia, aus Uganda. Es ist wirklich ein gutes Projekt für Afrika.“
Der Aufbau eines solchen Hightechwerkes bringt große Herausforderungen mit sich, zum einen beim Aufbau der Produktion, zum anderen bei der Gewinnung des richtigen Personals.
Aneto Okeke, Standortleiter BioNTech Kigali
„Diese beiden Faktoren müssen Hand in Hand gehen. Doch selbst wenn du die Infrastruktur hast: Ohne die richtigen Menschen ist alles nichts.“
Doch die Blicke richten sich bereits heute über die Produktion des Corona-Impfstoffes hinaus in die Zukunft: BioNTech hat Pläne, hier auch einen Impfstoff für Malaria herzustellen.
Thorsten Schäfer-Gümbel, Vorstandssprecher GIZ
„Ja, ich glaube, dass die Erwartung ingesamt ist, dass dadurch ein Cluster pharmazeutischer Produktion entsteht, auch über BioNTech möglicherweise hinaus. Das muss auch das Ziel sein, weil es nicht bei einer einzelnen Investition, auch wenn sie so groß ist, bleiben kann – und ganz sicherlich wird bei Erfolg auch BioNTech darüber nachdenken, wie sie diesen Standort insgesamt weiterentwickeln.“
Das Erbe der Pandemie könnte für Rheinland Pfalz und Ruanda in Zukunft eine deutliche Aufwertung als biochemische Standorte bedeuten: zuerst in Mainz und in der Folge auch in Kigali.
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Eva Dieterle, Moderatorin:
Und jetzt spreche ich mit der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Guten Abend nach Kigali.
Malu Dreyer (SPD), Ministerpräsidentin Rheinland-Pfalz
Guten Abend, Frau Dieterle.
Dieterle:
Rheinland-Pfalz ist auf dem Weg, ein führender Biochemie-Standort zu werden. Das Mainzer Unternehmen BioNTech produziert bald Impfstoffe in Ruanda für Afrika. Welche Rolle spielt dabei Rheinland-Pfalz?
Dreyer:
Na ja, zum einen ist das natürlich in allererster Linie das Verdienst von BioNTech und der Regierung hier in Ruanda, aber natürlich auch dem vielen Support von Europa, auf europäischer Seite, der Bundesregierung, aber eben auch uns, weil wir natürlich dieses Projekt auch intensiv begleitet haben. Und, ja, für uns war es ein großer Wunsch, dass dieses afrikanische Projekt am Ende in Ruanda stattfindet und dass das so ist, das macht mich auch sehr froh.
Dieterle:
Ihre Reise findet in schweren Zeiten statt. Jetzt jährt sich zum 30. Mal der Genozid, dem mehr als 800.000 Menschen zum Opfer fielen. Sie haben gestern Staatspräsident Paul Kagame getroffen. Wie sieht er die Lage?
Dreyer:
Man spürt in jedem Gespräch, auch in dem Gespräch mit dem Präsidenten, dass der Genozid gerade um den Jahrestag herum oder die Gedenkwoche herum ganz präsent ist bei den Menschen und dass der Schmerz nach wie vor wirklich ganz, ganz groß ist. Nichtsdestotrotz ist das Motto und auch die Devise, die hier ausgegeben wird, eine tröstende, nämlich dass alle zusammen bauen an einer Zukunft. Und das kann ich nur mit einem ganz großen Respekt hier sehen und Bewunderung den Ruandern gegenüber, die alle dieses Motto in sich tragen. Sie wollen eine friedliche, eine gute Zukunft bauen. Und wenn man durch Kigali fährt oder ins Land hinauskommt, kann man an jeder Stelle die Fortschritte in diesem Land sehen. Und das ist einfach toll, mit wie viel Kraft hier eben auch Zukunft gestaltet wird.
Dieterle:
Aktuell sind die meisten der 150.000 verurteilten Mörder aus der Haft entlassen. Sie leben Tür an Tür mit den Angehörigen der Opfer. Kann das gut gehen in diesem Land?
Dreyer:
Die Einschätzung des Präsidenten ist, dass es gut gehen kann. Die meisten der Inhaftierten sind ja schon vor längerer Zeit entlassen worden und haben sich letztendlich integriert in die Gemeinschaft wieder hinein. Und ich habe auch den Eindruck – es ist ein Eindruck von einer Reisenden – dass ganz, ganz viele Menschen hier auch die große Sehnsucht des Zusammenlebens wieder haben. Aber der Präsident ist auch fest davon überzeugt, dass es eben auch eine Frage ist der Governance, das heißt, wie geht es den Menschen im Land, wie kann man Zukunft gestalten, wie profitieren die Menschen auch davon? Und ich glaube, den Zukunftsmut, den wir hier erleben dürfen, der hat ganz viel damit zu tun, dass Menschen gerne für dieses Land arbeiten und darin auch ein Stück ihrer eigenen Zukunft sehen.
Dieterle:
Frau Dreyer, vielen Dank für das Gespräch und viele Grüße nach Ruanda.
Dreyer:
Vielen Dank, Frau Dieterle, und Grüße aus Kigali nach Mainz.