Ministerpräsidentin Malu Dreyer besucht Japan

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer ist auf großer Japantour. Ein Grund: Die Partnerschaft mit der Region Iwate, die inzwischen seit 24 Jahren besteht. Ein weiterer Grund ergibt sich aus der aktuellen Weltlage: Seit Beginn des Ukrainekrieges rückt Japan wieder verstärkt ins Interesse der deutschen Politik – die lange vorherrschende Fixierung auf China beginnt zu bröckeln. Deutschland will Abhängigkeiten reduzieren – politisch und wirtschaftlich. Insofern sind Malu Dreyer und ihre Delegation zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Und der erste Ort ist: Tokio.

Malu Dreyer will, bevor sie in ihr offizielles Programm startet, ein wenig in die Geschichte eintauchen und besucht einen Tempel in einem Park – irgendwo in dieser Riesenstadt.
Der Großraum Tokyo ist zahlenmäßig das Maß aller Dinge: mehr als 39 Millionen Menschen leben in Japans Hauptstadt – soviel wie in keiner Stadt der Welt. Dabei ist sie zumeist weit davon entfernt, ein lauter Moloch zu sein wie viele andere Megastädte. Auch wirtschaftlich ist Japan ein stiller Riese. Auf Deutschland blicken die Japaner mit großem Respekt – und zuletzt durchaus auch mit einer gewissen Verwunderung:
Professor Frank Rövekamp, Direktor Ostasieninstitut Ludwigshafen
„Es wird sehr genau hingeschaut, wie jetzt Deutschland mit Themen wie Energie und Migration umgeht und dies wird genau beobachtet. Und als Deutschland vor kurzem zum zweiten Mal gegen Japan verlor, waren das schon wieder Nachrichten, wo man sich fragte: Alles klar in Deutschland?“
Klar ist, dass das Interesse der jungen Japaner an Deutschland groß ist – ebenso umgekehrt. Vor allem die Universität Trier und das Ostasieninstitut in Ludwigshafen haben intensive Beziehungen nach Japan – wie zum Beispiel zur renommiertesten Privathochschule Japans, der Sophia -Universität. Die Unterschiede zwischen den Berufswelten Japans und Deutschland werden dabei schnell deutlich – in Japan ist vieles anders.
Felix Pohl, studiert am Ostasieninstitut Ludwigshafen
„Es gibt sehr viele Überstunden, man wird angetrieben, Überstunden zu leisten – bei eher traditionellen Unternehmen darf man erst das Büro verlassen, wenn der Chef das Büro verlässt. Und dann wird darauf geachtet, dass man sehr viele Stunden arbeitet. Das Problem ist, dass die Überstunden eigentlich nicht bezahlt werden.“
Umgekehrt zieht es junge Japaner auch zu uns. Rinko Inaoka beginnt im nächsten April eine Ausbildung im diplomatischen Dienst und will an die japanische Botschaft in Berlin
Rinko Inaoka, Studentin an der Sophia Universität Tokio
„Ich lerne deutsch, weil ich interessiere mich für deutsche Kultur. Als Kind lernte ich Klavier und spielte Bach und Beethoven.“
Nanaimo Ochi, Studentin an der Sophia Universität Tokio
„Ja, als ich in der Oberstufe war, fand ich deutsche Literatur und Architektur sehr interessant; deshalb habe ich mich entschieden, Deutsch zu lernen.“
Lernen will auch Malu Dreyer, und zwar beim großen Thema Katastrophenschutz – sie spricht am Ende des Tages darüber mit hohen Vertretern der Tokyoer Stadtregierung.
Malu Dreyer (SPD), Ministerpräsidentin Rheinland-Pfalz
„Japan ist natürlich eines der Länder, die am allermeisten betroffen sind von Naturkatastrophen – und diese aus unterschiedlichsten Richtungen. Vulkanausbrüche, Erdbeben, Tsunamis und Taifune. Und deshalb ist auch klar, dass Japan weltweit dafür steht, einen sehr fortgeschrittenen Katastrophenschutz zu haben.“
Schon morgen wird die Delegation weiterreisen, nach Kyoto, dem früheren Sitz der japanischen Kaiser.