Minihäuschen für Obdachlose

Temperaturen unter null, Schnee und Eis. Gerade bei diesem Wetter sind obdachlose Menschen auf einen Unterschlupf angewiesen, um der eisigen Kälte zu entkommen. In Wiesbaden gibt seit Anfang des Jahres ein Projekt, das Betroffenen ein Dach über dem Kopf ermöglicht. Ein Projekt mit kleinen Holzhäuschen und großem sozialen Engagement.

Reinhard Maibus blickt gespannt auf die letzten Handgriffe an seinem neuen Zuhause. Seit Anfang des Jahres ist der Rentner wohnungslos. Jetzt zieht er, ausgestattet mit Brot, Salz und eigenem Schlüssel, in sein eigenes Holzhäuschen, auf dem Gelände der Evangelischen Kreuzkirchengemeinde in Wiesbaden.
Reinhard Maibus, Obachloser
„Ich hatte vorher eine Wohnung. Und weil ich das Konto überzogen habe, hat mir die Bank dann das Konto gekündigt und dadurch bin ich dann in die Wohnungslosigkeit geraten.“
Zwar sind es nur 8 Quadratmeter, aber Dank dem Projekt „DachübermKopf“ hat der 68-Jährige jetzt wieder ein eigenes Bett, Regale und einen Tisch. Dazu eine Campingtoilette sowie Strom zur Beleuchtung und zum Handyladen.
Und sie hat das Projekt ins Leben gerufen, Geschäftinhaberin Betina Weiler. Im November 2015 kommt es in der Nähe ihrer Wiesbadener Boutique zu einer Begegnung, die sie zum Handeln bewegt.
Betina Weiler, Initiatorin „DachübermKopf“
„Das war ein Erlebnis in der Fußgängerzone mit einem Obdachlosen. Der stand vor einem Restaurant, hat sein Kleingeld gezählt und wollte sich etwas zu essen kaufen. Spontan habe ich ihn dann zum Essen eingeladen hab mich zu ihm gesetzt. Er hat mir seine Geschichte erzählt und das hat mich so sehr bewegt, dass ich gesagt habe für mich: Ich muss was tun!“
Inzwischen sammelt sie bei den Wiesbadenern fleißig Spenden, um die 12.000 Euro pro Minihäuschen zusammenzukriegen. Vier davon gibt es bereits. Betreut werden die Bewohner von Sozialarbeitern vom Diakonischen Werk Wiesbaden.
Elena Fusca, Sozialarbeiterin
„Wir beraten sie. Wir formulieren ein Ziel. Wohin soll es gehen? Ist das Ziel die eigene Wohnung, ist es erst mal die Unterbringung in einer Unterkunft. Ist das vielleicht auch die Rückreise ins Heimatland, weil ihnen hier keine Leistungen zustehen? Manchmal ist es aber auch einfach erst mal das Beantragen von Leistungen, wenn sie berechtigt sind oder das Krankenversichern.“
Reinhard Maibus darf maximal sechs Monate in dem Holzhäuschen übernachten. In diesem Zeitraum soll ihm wieder zu einer eigenen Wohnung verholfen werden, um dann im Leben wieder richtig Fuß zu fassen.
Reinhard Maibus, Obdachloser
„Also ich würde das so sagen: Das hier ist der Übergang. Dass mir geholfen wird, wieder eine neue Wohnung zu suchen, zu finden. Dass ich dann das Häuschen nicht mehr brauche, sondern dann wieder wie ein ganz normaler Mensch in einer eigenen, in meiner eigenen Wohnung bin dann.“
Und auch wenn die Minihäuschen keine Dauerlösung darstellen, für Reinhard Maibus ist es zumindest vorübergehend eine sichere Bleibe.