Mehr Sicherheit für den Fischotter

In Hessen heißt es seit zehn Jahren: Der Otter ist zurück! Doch der Bestand ist noch überschaubar. Allzu oft werden die Tiere auch von Autos überfahren. In Ortenberg in der Wetterau hat man sich nun etwas einfallen lassen, damit sich der Otter in seinem natürlichen Zuhause wieder so richtig wohl – und vor allem auch sicher fühlt.

Er ist ein eher scheuer Zeitgenosse – der Fischotter. Zwar fühlt er sich auch im Wasser pudelwohl, doch auf Wanderschaft nutzt er bevorzugt den Landweg in Ufernähe. Führt der ihn aber über eine Straße, kann ihm das zum Verhängnis werden. So wurden in Hessen zuletzt vier Otter tot aufgefunden. Die Lösung: Sogenannte Otterbermen, also gefahrenfreie Gehwege. Wie diese Steinschüttung unter einer Brücke am Bleichenbach in Ortenberg.
Inga Hundertmark, Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.
„Bermen werden vom Fischotter genutzt, um dort das Gewässer zu verlassen. Man weiß nicht ganz genau, warum er nicht so gerne unter Brücken durchschwimmt. Das macht er einfach nicht immer. Und dann verlässt er das Wasser, geht trockenen Fußes unter der Brücke her. Nutzt das aber gleichzeitig auch, um am Ufer zu stöbern und dort dann beispielsweise auch Markierungen in Form von Kot zu hinterlassen.“
Um so mit seinen Artgenossen zu kommunizieren.
Zur Erfassung des Otterbestands sucht Biologin Inga Hundertmark regelmäßig nach Spuren. Ganz in der Nähe wurden zwei der dämmerungs- und nachtaktiven Tiere von Wildkameras erfasst. Hessenweit haben sich mittlerweile rund zwanzig der vom Aussterben bedrohten und streng geschützten Fischotter angesiedelt. Um Bäche als Lebensraum für Otter und Co. zu erhalten, unterstützt das Land mit dem Programm „100 Wilde Bäche für Hessen“ 138 Kommunen bei der Renaturierung.
Oliver Conz, Staatssekretär Hessisches Umweltministerium
„Wir haben über anderthalb Jahrhunderte den Gewässern viel angetan. Wir haben sie verrohrt, wir haben Chemikalien eingeleitet. Und wir versuchen jetzt, diese Fehler rückgängig zu machen. Das Wasser wieder in der Landschaft zu halten, damit wieder mehr Trinkwasser entstehen kann und die Gemeinden vor Hochwasser geschützt sind. Und auf der anderen Seite auch ein Lebensraum für Tiere und Pflanzen entsteht.“
Gefördert werden etwa das Abflachen von Ufern, das Aufbrechen von Betonsohlen und Entfernen von Wanderhindernissen für Tiere.
Mehr Artenschutz, das freut auch Ulrike Pfeiffer-Pantring, die Bürgermeisterin von Ortenberg. Zugleich wünscht sie sich aber auch mehr Schutz vor Hochwasser. Ein solches sorgte vor zweieinhalb Jahren in ihrer Gemeinde für Millionenschäden.
Ulrike Pfeiffer-Pantring (SPD), Bürgermeisterin Ortenberg
„Und da sind wir im Finanzausgleich eben als kreisangehörige Gemeinden nicht so gestellt, dass wir mal eben aus Rücklagen solche Schäden beheben können. Sondern wir sind dann wieder auf Landesmittel angewiesen.“
Mehr Geld im kommunalen Finanzausgleich und schlankere Verfahren würden helfen, Schutzmaßnahmen vor Ort schneller umzusetzen.
Einigkeit besteht darin, dass der Natur wieder mehr Raum gegeben werden muss. Davon sollen am Ende alle profitieren – Mensch wie Tier.