Marode Moseltalbrücke bremst Schwerverkehr aus

Eine aktuelle Untersuchung besagt: Wenn nicht zeitnah an den vielen maroden Brücken etwas passiert, dann müssen wir in den nächsten Jahren mit erheblichen Verkehrsproblemen rechnen. Ortstermin an der Moseltalbrücke, wo die zweithöchste Autobahnbrücke Deutschlands nach 50 Jahren auch deutliche Alterserscheinungen zeigt.

Die Diagnose klingt übel: Rissbildungen an den Schweißnähten im Brückenkörper. Um den Patienten zu entlasten, gibt es Einschränkungen im Autobahnverkehr – und zwar gewaltige: Verengte Fahrstreifen und eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 60 Kilometer pro Stunde. LKW müssen zusätzlich einen Mindestabstand von 50 Metern einhalten. Wiegt ein Fahrzeug inklusive Ladung mehr als 40 Tonnen, muss es die Brücke komplett meiden.
Für Transportunternehmer wie Sebastian Morschhäuser eine Katastrophe. Das Familienunternehmen hat seinen Sitz direkt an der A61, unweit der Moseltalbrücke.
Sebastian Morschhäuser, Transportunternehmer aus Dörth
„Bei uns ist jeder zweite Transport ungefähr von dieser Beschränkung betroffen. Und dadurch müssen wir für jeden zweiten Transport auch Umwege finden, wie die LKWs ans Ziel kommen. Das bedeutet für uns einen enormen Aufwand in der Planung, aber auch in der Ausführung dann letztendlich hinter dem Steuer. Das sind Mehrkilometer, Mehrkosten, Umweltbelastung etc., aber auch Fahrzeit, die uns verloren geht.“
Statt der direkten Strecke über die Moseltalbrücke, müssen die Schwerlasttransporte Richtung Norden jetzt über den Hunsrück fahren. Das bedeutet einen Umweg von 150 Kilometern pro Strecke. Dafür sind Sondergenehmigungen und teilweise Polizeibegleitung nötig. Dazu kommt die Mehrbelastung der Ausweichstrecken. Denn nicht nur an der Moseltalbrücke gibt es Sanierungsbedarf. Immer mehr Brücken weisen Schäden auf – das hat Auswirkungen auf die Wirtschaft in der ganzen Region.
Knut Schneider, IHK-Regionalgeschäftsführer Rhein-Hunsrück
„Wir haben über Jahre hinweg verpasst, die Infrastruktur letzten Endes zu ertüchtigen. Und das fällt uns jetzt vor die Füße. Es muss einfach mehr Geld in die Infrastruktur investiert werden, um die zu ertüchtigen, damit wir die Wirtschaft hier weiter am Laufen halten können.“
Langfristig würde das auch die Probleme von Sebastian Morschhäuser reduzieren. In der aktuellen Situation ist für ihn aber vor allem etwas anderes wichtig:
Sebastian Morschhäuser, Transportunternehmer aus Dörth
„In erster Linie mehr Transparenz. Dass man nicht den Informationen hinterherläuft und nicht nur die schönen Informationen, sondern auch wirklich die schlechten Informationen direkt mitgeteilt werden, nicht beschönigt werden, dass man sich auch entsprechend darauf vorbereiten kann. Weil im Endeffekt jeder Tag dann auch zählt.“
Seine Forderung geht an die Autobahngesellschaft des Bundes, die für die Instandhaltung der Autobahnen zuständig ist. Zum Zustand der Moseltalbrücke möchte sich die Gesellschaft momentan nicht äußern – nicht solange die Untersuchungen andauern. Voraussichtlich im Sommer wird sie mitteilen, ob und in welcher Form eine Sanierung vonstattengehen kann. Und so gelten die Verkehrsbeschränkungen auf der Moseltalbrücke vorerst auf unbestimmte Zeit.