Maria 2.0 feiert Segnungsgottesdienst

Die Deutschen Bischöfe tagen diese Woche. Zuvor haben sie bereits Post aus Rom bekommen. Eine geplante Abstimmung über weitere Reformen müssen sie daher von der Tagesordnung streichen. Ja, mit Reformen tut sich die katholische Kirche schwer. Das wissen auch die Vertreterinnen der Initiative Maria 2.0, die seit Jahren für mehr Rechte für Frauen in der Kirche kämpfen. Nach vielen Demonstrationen geht man nun in Nieder-Olm ganz neue Wege.

Andrea Keber ist nervös. Sie ist Mitglied der Initiative Maria 2.0 Nieder-Olm. Die Reformbewegung hat zu einem Segnungsgottesdienst eingeladen. Doch es ist unklar, wie viele Gläubige die Kirche St. Georg besuchen werden. Fünf Jahre lang haben die Mitglieder von Maria 2.0 demonstriert. Für die Öffnung des Priesteramts für Frauen und die Gleichstellung von Männern und Frauen in der katholischen Kirche. Doch die Zeit der Demonstrationen ist für Maria 2.0 in Nieder-Olm jetzt Geschichte.
Andrea Keber, Maria 2.0 Nieder-Olm
„Genau, wir wollen nicht mehr demonstrieren, weil das sowieso nichts bringt. Es interessiert auch immer weniger Menschen, weil die eben schon ihren inneren Rückzug angetreten haben aus dieser Kirche, aus dieser Amtskirche, sondern mit Gottesdiensten, mit Gesprächsabenden, mit Pilgerweg, also alles, was Leben und Glauben ausmacht, das wollen wir jetzt teilen.“
Es sind viele Gläubige, die den Gottesdienst in St. Georg besuchen. Es ist keine heilige Messe. Die zu zelebrieren, ist Frauen untersagt. Doch segnen, also Gutes über jemanden sprechen, das dürfen in der katholischen Kirche auch Laien. Der Gottesdienst der Frauen von Maria 2.0 ist eine Art Grauzone, die Pfarrer Hubert Hilsbos unterstützt. Er kritisiert den Reformunwillen der Amtskirche.
Hubert Hilsbos, Pfarrer Nieder-Olm
„Es wird sehr stark auf Struktur reduziert, wie die Struktur der Zukunft ist, aber inhaltlich, wie diese Kirche sich menschlicher zeigen kann, das geschieht in meinen Augen zu wenig.“
Viele Gläubige, die den katholischen Gottesdienst in Nieder-Olm besuchen, sind aus der Kirche ausgetreten.
Andrea
„Deshalb bin ich umso dankbarer, dass es diese Gruppe gibt, diese Menschen und die Menschen, die kommen, mit denen wir uns als Gemeinschaft erleben können.“
Gabriele
„Das Kirchenvolk ist bereit, neue Arten von Gottesdiensten, Möglichkeiten der Pastorale auch zu erleben.“
Herbert
„Ich finde das total Klasse.“
Der nächste Gottesdienst soll am Pfingstmontag stattfinden.
Andrea Keber, Maria 2.0 Nieder-Olm
„Ich glaube, solange wir uns kirchenrechtlich im Rahmen halten, könnte es sein, dass es weiterhin möglich ist, auch in Kirchenräumen, aber dass sich diese römisch-katholische Kirche, so wie wir uns das vor fünf Jahren, als es losging mit Maria 2.0, erhofft hatten, das wirklich innerhalb dieser Kirche entscheidende Reformen passieren, daran glauben wir nicht mehr.“
Andrea Keber arbeitet seit Jahrzehnten für die katholische Kirche. Der Zuspruch, den der Gottesdienst von Maria 2.0 erfährt, bestärkt sie darin, dieses Ehrenamt nicht aufzugeben.