Mainzer Uniklinik-Mitarbeiter streiken und demonstrieren

Die Mainzer Unimedizin befindet sich seit gestern im Notbetrieb. Grund ist der anhaltende Streik von Teilen der Belegschaft. Die Gewerkschaft ver.di fordert deutlich mehr Lohn für die rund 7.400 nichtärztlichen Beschäftigten wie Hebammen oder Krankenpfleger. Nach der gescheiterten vierten Tarifrunde am Mittwoch rollte heute ein laustarker Protestzug durch Mainz.

Auch Julia Stange demonstriert heute für mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen. Die Fachkinderkrankenschwester arbeitet seit vielen Jahren an der Mainzer Universitätsmedizin. Doch die hohe Arbeitsbelastung setzt ihr und ihren Kollegen immer mehr zu.
Julia Stange, Fachkinderkrankenschwester
„Wir brauchen mehr Personal. Wir brauchen die Entlastung im Krankenhaus. Und mehr Personal bekommen wir nur durch höheres Gehalt. Deswegen ist unsere Forderung total berechtigt.“
Und die lautet: monatlich 550 Euro mehr für Vollzeitkräfte, 275 Euro mehr für Auszubildende. Außerdem ein höherer Zuschlag für Nachtarbeit.
Für die Forderung der Gewerkschaft ver.di gehen heute über 900 Beschäftigte der Mainzer Unimedizin auf die Straße.
Inga Kern, Krankenpflegehelferin
„Wir machen wirklich einen schweren Job. Wir sind für Menschen 24 Stunden da. Und ich finde, dass wir auch eine Berufsgruppe sind, die das verdient.“
Jannic Leidolf, Erzieher
„Gerade vor dem Hintergrund, dass im öffentlichen Dienst ja schon eine Einigung zustande gekommen ist, ist es hier natürlich äußerst traurig, dass der Arbeitgeber da nichts anbietet. Und da ist einfach der einzige Weg, jetzt hier zu streiken und auf die Straße zu gehen und Stärke zu demonstrieren.“
So führt die heutige Route auch ganz bewusst am rheinland-pfälzischen Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit vorbei. Das Ziel: den öffentlichen Druck auf den Arbeitgeber zu erhöhen. Der zeigt Verständnis. Weil man sich aber selbst in einer angespannten wirtschaftlichen Lage befinde, seien dem Ruf nach mehr Geld Grenzen gesetzt.
Dr. Christian Elsner, Kaufmännischer Vorstand Universitätsmedizin Mainz
„Wir haben in der Verhandlung den Reallohnausgleich von sechs Prozent angeboten, weil wir verstehen, dass die Inflation hier auch eine Geißel für die Mitarbeiter ist. Und die Forderung von 17 Prozent mehr Lohn, was für uns 44 Millionen Euro Mehrbelastung bedeutet hätte, konnten wir leider nicht erfüllen.“
Dass man sich bislang nicht habe einigen können, sei bedauerlich. Mit der stufenweisen Lohnerhöhung bis Anfang nächsten Jahres und Nachtarbeitszuschlägen habe man sich durchaus auf ver.di zubewegt. Zu wenig, findet die Gewerkschaft. Bei der nächsten Tarifrunde am 30. Mai erwarte man:
Frank Hutmacher, Verhandlungsführer ver.di
„Ein neues Angebot, ein verhandlungsfähiges Angebot des Arbeitgebers. Und wir setzen alles daran, dass man sich einigen kann. Das liegt jetzt am Arbeitgeber. Wenn das nicht der Fall ist und wir uns nicht einigen können, werden wir die Streiks ausweiten. Bis dahin, dass wir auch in einen unbefristeten Streik ziehen.“
Morgen früh um sechs Uhr endet der zweitägige Warnstreik. Bis dahin finden nur dringend notwendige Behandlungen und Operationen statt.
Julia Stange setzt heute ein Zeichen und hofft auf einen erfolgreichen Tarifabschluss, der ihre Branche für Fachkräfte wieder attraktiver macht.