Mainzer Fußballer El Ghazi wehrt sich gegen fristlose Kündigung

Er sollte mit seinen Toren dabei helfen, Bundesligist Mainz 05 in tabellarisch ruhige Gewässer zu manövrieren, stattdessen hat Anwar El-Ghazi mit Anti-israelischen Postings für reichlich Unruhe gesorgt. Nur drei Spiele hat der Flügelstürmer zwischen seinem Engagement im September und seinem Rauswurf keine sechs Wochen später für die Mainzer bestritten. Das juristische Nachspiel allerdings dürfte deutlich länger dauern.

Rückblick: Nach dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am siebten Oktober, bei dem über 1000 Israelis ermordet werden teilt der Mainzer Fußballspieler Anwar El-Ghazi Aussagen wie diese: „Vom Fluss bis zum Meer, Palästina wird frei sein“. Ein Statement, das El-Ghazis Arbeitsgeber Mainz 05 als offen anti-israelisch einstuft. Der Stürmer wird zunächst suspendiert. Als er sich weigert, seine Aussagen zurückzunehmen, erfolgt die fristlose Kündigung.
Doch El-Ghazi wehrt sich, pocht auf seinen Kündigungsschutz und verklagt den Bundesligisten. Beim Eröffnungstermin vor dem Mainzer Arbeitsgericht lässt er sich heute durch seinen Anwalt vertreten. Der stellt klar: El-Ghazis Vertrag laufe noch mindestens bis zum Ende der Saison, bei einem monatlichen Gehalt von 150.000 Euro.
Alexander Bergweiler, Anwalt Anwar El-Ghazi:
„Es geht quasi um drei Posts um die wir streiten. Er ist der Meinung, dass er keinen Anti-israelischen Post, vor allem bei Post zwei  und drei abgegeben hat, sondern dass er deutlich gemacht hat, dass er gegen jedes Töten, also gleich ob Israelis oder Palästinenser ist und sich für Menschlichkeit ausspricht. Und dann werden wir im Gerichtsverfahren darum streiten, ist das noch mit Meinungsfreiheit umdeckt oder eben nicht. Insofern bleibt es spannend.“
Die Vertreter von Mainz 05 sagen hingegen, dass der Stürmer mit seinen Postings vertraglich vereinbarte Verhaltensregeln verletzt habe. Die  fristlose Kündigung sei rechtmäßig. Außerdem fordert der Verein die Rückzahlung einer Unterschriftsprämie und eine Vertragsstrafe von El-Ghazi: insgesamt mehr als 500.000 Euro.
Robert Murmann, Reporter:
„Der Ausgang des Verfahrens könnte aber auch Auswirkungen auf den gesamten deutschen Profifußball haben: denn, in den Arbeitsverträgen fast aller Spielerinnen und Spieler ist geregelt, zu welchen Themen sie sich öffentlich äußern dürfen – und zu welchen nicht. Sollte das Gericht die Postings von Anwar El-Ghazi nun als legal einstufen, obwohl sein Vertrag sie ihm eigentlich untersagt hatte, könnten diese Klauseln allesamt in Frage gestellt werden.“
Eine Entscheidung des Gerichts wird frühestens am 19. Juni erwartet. Dann ist die Saison vorbei und es steht fest, ob Mainz 05 in der erste Liga bleibt. Besonders brisant: wenn die Kündigung rechtswidrig war und die Mainzer nicht absteigen, verlängert sich der Vertrag mit El-Ghazi automatisch um ein Jahr.