Mainz 05: Weiter Diskussion um Anwar El Ghazi

Der Fall um Fußball-Profi Anwar El Ghazi beim Bundesligisten FSV Mainz 05 eskaliert. Und zwar so sehr, dass das bittere Pokal-Aus gestern Abend gegen den Zweitligisten Hertha BSC Berlin zur Nebensache verkommt. Nach dem Teilen anti-israelischer Inhalte in den sozialen Netzwerken gibt es ein regelrechtes Hin und Her. Klar ist: Der Druck auf Mainz 05 wächst. Aber der Reihe nach.

Mitte Oktober teilt der Niederländer Anwar El Ghazi auf Instagram einen anti-israelischen Beitrag, in dem es unter anderem hieß:
„Vom Fluss bis zum Meer, Palästina wird frei sein.“
Angedeutet wird damit, dass sich Palästina vom Jordan bis zum Mittelmeer ausdehnen sollte, wodurch das Existenzrecht Israels in Frage gestellt wird. Hinzu kommt:Mit keinem Wort verurteilt El Ghazi den Angriff der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf Israel, bei dem am 7. Oktober mehr als 1.300 Menschen ermordet wurden.
Als Reaktion auf den mittlerweile wieder gelöschten Beitrag stellt Mainz 05 El Ghazi zwei Tage später frei. Er habe eine Position zum Israelkonflikt bezogen, die für den Verein nicht tolerierbar sei. Dann – überraschend – keine zwei Wochen später: Die Begnadigung des Spielers durch den Verein. El Ghazi sei abgemahnt worden und kehre bald ins Training zurück. Die Begründung: Der 28-Jährige habe sich einsichtig gezeigt und sich in mehreren Gesprächen mit dem Vereinsvorstand von seinem geteilten Beitrag distanziert. Weiter heißt es:
„Gegenüber dem Vorstand distanzierte sich El Ghazi in diesem Kontext auch deutlich von terroristischen Akten wie jenem der Hamas (…).“
Dann, zwei Tage später, bezichtigt El Ghazi Mainz 05 indirekt der Lüge und schreibt:
„Ich bereue meinen Standpunkt in keiner Weise. Ich distanziere mich nicht von dem, was ich gesagt habe.“
Damit ist das Chaos perfekt: Denn kaum hatte Mainz 05 seinem Spieler die Tür wieder geöffnet, schlägt dieser sie wieder zu. Mainz 05 reagiert gestern direkt mit der Ankündigung, den Post El Ghazis juritisch prüfen zu lassen. Der Spieler selbst ist seit Montag krankgeschrieben. Die Reaktion der Fans fällt unterschiedlich aus.
Herbert Nass, Mainz 05-Fan und Vereinsmitglied
„Das ist schon schrecklich was der da von sich gegeben hat. Und ich finde es auch richtig, dass der Verein das ahndet.“
Saed, Mainz 05-Fan
„Ich finde wir leben hier in einem Rechtsstaat und jeder hat auch das Recht seine Meinung zu äußern. Wenn jemand halt wie unser Spieler El Ghazi so schreibt ‚I stand with Palestine‘, das hat nichts mit Antisemitismus zu tun, sondern mit Meinung“
Frank Reichert, Mainz 05-Fan
„Wenn ich jetzt Trainer wäre, an meiner Stelle, tät er schon gar nicht mehr spielen und überhaupt gar nicht mehr im Verein sein.“
Abseits vom Fall El Ghazi steht der Verein auch sportlich derzeit an einem Tiefpunkt. Gestern das Aus im DFB-Pokal, Tabellenletzter in der Bundesliga und ein Trainer, für den die Luft immer dünner wird. Doch bevor es zur Aufarbeitung der sportlichen Lage kommt, werden sich die Verantwortlichen möglichst schnell um Klarheit im Fall El Ghazi bemühen müssen. Um die Glaubwürdigkeit des Vereins zu retten und weiteren Schaden abzuwenden.