Mainz 05: Streit um Testspiel gegen Newcastle United

Während der Sommer für viele Urlaub und Entspannung bedeutet, kommen Fußballer in dieser Zeit richtig ins Schwitzen und das nicht nur wegen der Hitzewelle, die in den nächsten Tagen anrollt. Denn in der Sommervorbereitung legen die Teams mit Trainingslagern und Testspielen den Grundstein für eine hoffentlich erfolgreiche Saison. Doch genau so ein Testspiel gegen den englischen Premier-League-Club Newcastle United sorgt bei Mainz 05 gerade für hitzige Diskussionen.

Noch weilen und feilen die Mainzer Bundesligakicker am heimischen Bruchweg an ihrem Können, aber morgen fährt die Mannschaft ins Trainingslager an den Chiemsee. Nicht weit entfernt im österreichischen Kufstein stehen dann Testspiele gegen Besiktas Istanbul und Newcastle United an.
Besonders Letzteres sorgt für Unmut bei vielen Fans, denn der Premier-League-Club wird von einem saudi-arabischen Staatsfonds geführt, Vorsitzender ist der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman. Der Wüstenstaat und dessen Thronfolger stehen unter anderem wegen Menschenrechtsverletzungen stark in der Kritik.
Für die Mainzer Fanvereinigung „Supporters“ Grund genug, eine Absage des Newcastle-Spiels zu fordern, das mit den Vereinswerten wie Demokratie und Toleranz unvereinbar sei.
Sebastian „Seppo“ Schneider, Fanvereinigung „Supporters Mainz“
„Uns war es wichtig, Mainz 05 an das Leitbild, an die Werte zu erinnern, die da niedergeschrieben sind. Wir sehen da eine Differenz zu dem, was Newcastle steht oder die Anteilseigner, und dementsprechend war es uns wichtig, da ein Zeichen zu setzen und zu sagen: ‚Hey Mainz 05, halte dich an deine Prinzipien, die du dir vor ein paar Jahren gegeben hast und sag das Spiel ab‘.“
Der Verein reagiert schriftlich. Das Testspiel findet statt! Zum einen weil sportlich alternativlos – zum anderen weil man vertraglich gebunden sei. Die Reaktion einiger Fans habe man „in dieser Form so nicht erwartet“.
Auch die Zaungäste beim Training sind wegen der Spielpaarung hin- und hergerissen.
Evelyn Roth
„Ich kann das absolut verstehen, weil ich finde, dass Mainz 05 ein weltoffener und toleranter Verein ist, aber auf der anderen Seite stehen eben die ganzen rechtlichen Probleme. Also ich kann beide Seiten sehr gut verstehen“
Nico Keller
„Muss abgesagt werden. Also Fußballtradition … also ich finde nicht gut dass sie spielen. Aus sportlicher Sicht schon verständlich, aber als Fan unterstütz ich das nicht.“
Volker Conradi
„Also, man kann das Ganze auch übertreiben. Also ich finde, es soll gespielt werden, weil im internationalen Wettbewerb müsste man ja auch spielen.“
Michael Klein
„Ich denke, man kann auch einen anderen Gegner finden, wenn‘s sportlich notwendig sein soll, glaub schon, dass der Verein hier einen Fehler gemacht hat, ja.
Ein Fehler der sich nach Wunsch von Sebastian Schneider vor allem nicht wiederholen soll. Dass die Partie nicht abgesagt wurde, kam für ihn nicht überraschend. Für die Zukunft erhofft er sich vom Verein einen Lerneffekt, um nach dem eigenen Leitbild zu handeln.
Zwischen Fans und Verantwortlichen soll es ein Gespräch geben, allerdings erst nach dem Newcastle-Spiel. Die Frage wird dann sein, wie sehr ein Leitbild leiten soll und im Zweifel auch über den sportlichen Argumenten stehen kann. Moralische Verpflichtungen im kommerziellen Profisport. Der „Mainzer Weg“ – er wird wohl weiterhin im Spagat gegangen werden müssen.