LPR-Forum Medienzukunft in Frankfurt

„Im Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer.“ Das ist keine ganz neue Erkenntnis – das Zitat eines griechischen Dichters ist über 2.500 Jahre alt. Und doch ist der Satz vor allem im Zusammenhang mit dem russischen Überfall auf die Ukraine gerade wieder brandaktuell. Denn seit Ausbruch des Krieges überzieht Russland die Welt mit einer Desinformationskampagne nie gekannten Ausmaßes. Wie wir damit umgehen können – das diskutierten Experten aus Medien, Politik und Wissenschaft beim Forum der Medienanstalt Hessen.

Ralf Stettner ist Leiter der Abteilung Cyber- und IT-Sicherheit im Hessischen Innenministerium. Beim Forum der Medienanstalt Hessen in Frankfurt bestätigt er, was viele ahnen: Moderne Kriege werden nicht mehr nur auf dem Schlachtfeld, sondern auch digital geführt.
Ralf Stettner, Hessisches Innenministerium
„Wir stellen seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine fest, dass die Zahl der Angriffe steigt. Und wir stellen auch fest, dass sehr viele dieser Angriffe russischer Herkunft sind.“
Dabei geht es nicht nur um Hacker-Angriffe auf kritische Infrastrukturen oder Unternehmen – sondern auch um einen Kampf gegen die Wahrheit. Professor Florian Töpfl ist der deutsche Experte für Desinformations-Kampagnen durch Russland. Nicht erst seit Beginn des Ukraine-Krieges versuche das Putin-Regime mit viel Geld und Personal auch bei uns in Deutschland die Meinungsbildung zu beeinflussen. Durch Fernsehsender wie Russia Today, durch Einflussnahme auf sogenannte „alternative Medien“ – oder auch durch sogenannte „Troll-Fabriken“.
Prof. Florian Töpfl, Universität Passau
„Es ist wichtig, dass sich alle Verantwortungsträger dieses Einflusses bewusst sind. Und sich auch dessen bewusst sind, dass es sich bei Russland um einen skrupellos agierenden Akteur handelt. Und dass man deshalb in allen Bereichen mutig reguliert.“
„Truth not found – Trust lost“: Unter diesem Motto diskutieren Experten beim Medienforum über die Gefahren manipulierter Informationen. Besonders Menschen mit wenig politischer Bildung tappten allzu leicht in die Fake-Falle. Und: Fast die Hälfte der heute unter 24-Jährigen beziehe politische Informationen inzwischen hauptsächlich aus sozialen Medien.
Prof. Katharina Kleinen-von Königslöw, Kommunikationswissenschaftlerin Uni Hamburg
„Ich glaube, es hilft tatsächlich sich bewusst darüber zu sein, wie leicht das, was wir auf Social Media sehen, manipulierbar ist. Und sich genau deswegen eben zu entscheiden: Was sind die Nachrichtenmarken oder Meinungsführer*Innen, Influencer*Innen, denen ich vertraue.“
Jörg Steinbach, Vorsitzender der Versammlung der Medienanstalt Hessen
„Wir müssen natürlich wirklich daran arbeiten, dass wir unser Qualitätsjournalismus auch tatsächlich stärken und hochhalten. Ich persönlich bin der Überzeugung, wir sollten keinen zurücklassen. Das heißt, auch die, die sich da jetzt so ein bisschen befremdlich äußern oder tatsächlich in den sozialen Netzwerken auch Hasskommentare posten, sollten wir nicht zurücklassen. Sondern sollten tatsächlich versuchen, auf diese Menschen zuzugehen.“
Ist die Wahrheit also noch zu retten? „Auf jeden Fall“, sagt der Direktor der Medienanstalt Hessen. Durch Stärkung der Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen – aber auch durch Initiativen wie „Keine Macht dem Hass“ und „Hessen gegen Hetze“, mit denen man Lügnern und Hetzern ihre Grenzen aufzeige.
Murad Erdemir, Direktor Medienanstalt Hessen
„Dort geht es dann eben nicht nur um Prävention, sondern es geht auch darum, dass wir die finden, die das machen. Dass wir vor allem auch sichtbar sind, auch als Damoklesschwert. Wir sind primär im Bereich Prävention aktiv. Aber es gibt durchaus Schnittstellen da auch mit den Staatsanwaltschaften, mit den Strafverfolgungsbehörden. Und ich denke, das ist wichtig. Dass wir möglichst breit aufgestellt sind.“
Zunächst gelte es aber, Informations- und Meinungsmanipulationen überhaupt erst mal aufzudecken und erkennbar zu machen. Denn die wichtigste Waffe im Kampf gegen Fake News und Co. ist und bleibt die Wahrheit.