Lokführergewerkschaft kündigt Bahnstreik an

Ab heute Abend streiken die Lokführer der Deutsche Bahn. Für Pendler, die aufs Auto umsteigen wollen, gleich die zweite schlechte Nachricht hinterher: Morgenfrüh drohen auf den Straßen in Hessen und Rheinland-Pfalz Schnee und gefährliches Glatteis. Das Chaos scheint also perfekt.

Diese Bilder kennen wir bereits aus den vergangenen Wochen, sie könnten sich morgen wiederholen. In der Nacht zum Freitag soll eine Schnee- und Eisregenfront übers Land rollen. Und das ausgerechnet, wenn die Bahnen stillstehen und viele Pendler aufs Auto umsteigen müssen.
Dominik Jung, Meteorologe
„Das ist eine hochbrisante, gefährliche Wetterlage, da hat die Bahn wirklich einen schlechten Zeitpunkt erwischt. Das sollte man vielleicht noch mal überdenken, ob man wirklich morgen streiken möchte. Kann man wohl nicht mehr ändern jetzt, aber es ist ein ganz schlechter Zeitpunkt. Und das muss man wirklich sehr stark kritisieren.“
Schon wieder Streik, die Pendler sind genervt.
Dieter Guska
„Bedauerlicherweise jetzt durch den Streik dürfte ich einen Tag früher nach Hause – jetzt weiß ich nicht, ob die Fahrkarte, die ich mir für morgen gekauft hatte, bereits heute schon zählt.“
Die Lokführergewerkschaft GDL hatte ihre Mitglieder kurzfristig zum Warnstreik aufgerufen – ab 18 Uhr soll der Güterverkehr und ab 22 Uhr der Personenverkehr stillstehen. Auch Regionalzüge und S-Bahnen können davon betroffen sein. Die Gewerkschaft fordert, die wöchentliche Arbeitszeit auf 35 Stunden zu senken und das Monatsgehalt um über 500 Euro anzuheben.
Das Verständnis bei den Pendlern hält sich in Grenzen.
Michela Gudrun
„Wer soll denn das bezahlen? Das ist ja gar nicht möglich. Erst mal haben sie kein Personal – und dann auch noch die 35-Stunden-Woche? Da bin ich nicht dafür. Die anderen müssen ja auch 38 Stunden schaffen.“
Johannes Micharak
„Die Preise werden jetzt zum Wochenende wieder angehoben. Alles, was jetzt auf die Bahn an Personalkosten zukommt, wird wieder umgelegt auf die Reisenden.“
Die Gewerkschaft hält angesichts des drohenden Chaos entgegen:
Karl Huber, Gewerkschaft Lokführer GDL
„Uns geht’s ja nicht anders, ich bin gestern von Potsdam zurückgefahren – und da waren sieben Fernverkehrszüge im Ausfall. Also normalerweise, wenn man’s rechnet, bräuchten wir eigentlich gar nicht zu streiken, das macht der Arbeitgeber schon selbst.“
Die Deutsche Bahn hat bislang eine elfprozentige Lohnerhöhung und einen Inflationsausgleich angeboten. Einen Streik kurz vor dem 2. Advent kritisiert der Bahn-Vorstand scharf.
Achim Stauß, Konzernsprecher Deutsche Bahn
„Der Streik trifft unsere Fahrgäste ausgerechnet an einem Freitag, einem Tag, der ohnehin sehr nachfragestark ist. Noch dazu ein Adventswochenende. Unverantwortlich gegenüber unseren Fahrgästen.“
Mit einem Notfahrplan soll morgen zumindest jeder fünfte Fernzug fahren. Immerhin: Die Gewerkschaft hat bereits angekündigt, über Weihnachten und Silvester nicht streiken zu wollen. Das dürfte die Pendler morgen aber nur wenig besänftigen.