LKW-Fahrer-Streik in Gräfenhausen

Sie streiken wieder! Es geht um die osteuropäischen Lastwagenfahrer, die auf der Raststätte Gräfenhausen ihre Lastwagen geparkt und die Arbeit niedergelegt haben. Sie wollen auf die miserablen Arbeitsbedingungen, die schlechte Bezahlung und ausstehende Löhne aufmerksam machen. Immer mehr Kollegen schließen sich an – so, dass die Raststätte in Südhessen nun aus allen Nähten platzt.

Raststätte Gräfenhausen-West – ein blauer Lkw reiht sich hier an den nächsten. Den streikenden Fahrern, unter anderem aus Georgien und Usbekistan, geht es um ausstehende Löhne. Inzwischen sind die Laster der polnischen Spedition sogar an der wenige Kilometer entfernten Raststätte in Pfungstadt zu sehen.
Lkw-Fahrer
„Ich habe seit über zwei Monaten kein Geld bekommen. Die Firma zieht mir ständig Strafen vom Lohn ab, erklärt aber nicht wofür und zeigt keine Beweise dafür.“
Über 10.000 Euro schulde die Firma ihm bereits. Um ähnliche Summen geht es auch bei den Kollegen. Die Stimmung vor Ort ist angespannt. Die Fahrer wollen jedoch durchhalten.
Lkw-Fahrer
„Wir haben beschlossen, bis zum Schluss hier zu bleiben, bis der letzte Fahrer sein Geld bekommt.“
Insgesamt sind es mit knapp 80 LKW sogar mehr als noch im April. Damals schickte der polnische Spediteur paramilitärische Sicherheitskräfte um die Streikenden einzuschüchtern. Gräfenhausen – für LKW-Fahrer inzwischen ein Symbol.
Michael Ahmer, Berufskraftfahrer
„Ich finde das gut dass die streiken. Das muss noch viel öfter passieren. In Deutschland müssten sie auch streiken, von den Jungs kann man was lernen. Aber hier man kriegt ja keine zwei unter einen Hut.“
Lkw-Fahrer
„Die großen Firmen drücken den Preis. Nimm doch mal unsere Stunden, dann liegen die ja alle unterm Mindestlohn.“
Die Verantwortung für den Streik liege letztlich bei den Unternehmen, die ihre Waren immer zum billigsten Preis transportieren wollten. Sagt auch Anna Weirich vom Frankfurter Beratungsnetzwerk faire Mobilität.
Anna Weirich, Beratungsnetzwerk „Faire Mobilität“
„Diese Praxis ist gängig. Im Auftrag vom großen deutschen Unternehmen. An jedem Parkplatz stehen osteuropäische Fahrer. Die arbeiten alle unter den gleichen beschissenen Bedingungen. Dieser Fahrer und das Geschäftsmodell.“
Neu seien solche unfairen Arbeitsbedingungen also nicht, Neu seien aber die Entschlossenheit und der Kampfgeist der Fahrer.
Die meisten von Ihnen wollen, wenn sie ihr Geld bekommen haben, künftig für andere Unternehmen arbeiten.