Lieferprobleme: Ausbau der Windenergie gerät ins Stocken

Deutschland ist abhängig von Erdgas. Und weil Russland uns nach und nach das Gas abgedreht hat, müssen wir jetzt sparen. Zudem wird Gas aus anderen Ländern importiert, die Kohlekraft wird wieder hochgefahren und und und. Man sollte meinen, dass die aktuelle Energiekrise den Ausbau der Erneuerbaren Energie geradezu beflügelt. Doch genau das Gegenteil ist der Fall.

Der Windpark in Wörrstadt südlich von Mainz bekommt Zuwachs. Ein neues Windrad entsteht, das saubere Energie erzeugen soll. Doch weit und breit ist hier die einzige Baustelle. Gestörte Lieferketten und hohe Materialpreise verlangsamen den Bau von Windkraftanlagen. Stahl, Kupfer und Aluminium – üll steigen die Preise. So kostet ein Windrad bis zu 30% mehr als vor einem Jahr. Da ein Windrad über 20 Jahre lang finanziert wird, herrscht bei Unternehmen wie Juwi große Unsicherheit.
Christian Arnold, Geschäftsführer Juwi
„In der aktuellen Situation durch die hohen Beschaffungskosten und vor allem durch die hohen Zinsen für die Fremdkapitalfinanzierung, ist es bei einigen Projekten wirklich schwierig. Und von daher gucken wir uns immer ganz genau an, ob wir uns einen Zuschlag für ein Windprojekt holen oder nicht. Konkret haben wir vier Genehmigungen für Projekte und uns wirklich nur entschieden, ein Projekt in die Ausschreibung zu bringen, bei den andere warten wir ab.“
Laut Bundesverband Windenergie lässt sich der Trend auf ganz Rheinland-Pfalz übertragen. Zwar verdienen Unternehmen durch die hohen Strompreise gerade mehr, dadurch ließen sich aktuell die Preissteigerungen noch ausgleichen. Wenn der Strompreis wieder sinkt, nicht mehr.
Dazu kommen noch altbekannte Probleme wie langjährige Genehmigungsverfahren und zu wenige Flächen.
Ciro Capricano, Bundesverband Windenergie Rheinland-Pfalz
„Wenn man die heutigen Bedingungen zugrunde legt, wird sicherlich nicht allzu viel mehr gebaut. Dann wird zwar etwas ausgebaut, aber nicht in dem Maßstab, wie es notwendig wäre. Der Ausbau wird dann stocken. Es würde zu einem sehr verlangsamten Ausbau kommen. Auf jeden Fall würden die Ziele in keinster Weise erreicht werden.“
Und die Landesregierung in Rheinland-Pfalz hat große Ziele, was den Ausbau der Windkraft angeht. Laut Koalitionsvertrag sollen jedes Jahr 500 Megawatt Windkraft zugebaut werden. Das entspreche ungefähr 100 Windrädern, so der Bundesverband Windenergie. In Rheinland-Pfalz sind dieses Jahr aber erst 13 Anlagen in Betrieb genommen worden. In Hessen sind es, ohne konkrete Zielvorgabe, nur fünf.
Auch die Photovoltaikbranche kämpft mit den hohen Preisen. GEDEA-Ingelheim zum Beispiel kann seinen Kunden aktuell nicht sagen, wie viel eine Solarkraftanlage genau kostet. Das Hauptproblem liegt aber woanders.
Jörg Kiesgen, Geschäftsführer GEDEA-Ingelheim
„Es ist in der Solarkraft so, dass wir im Moment eine sehr hohe Nachfrage haben, allerdings haben wir aufgrund von Fachkräftemangel und von Lieferkettenschwierigkeiten Probleme mit dem Bau der Anlagen und können jetzt die Anlage, die jetzt beauftragt werden, Mitte nächsten Jahres realisieren.“
Die Probleme seien aber nicht so schwerwiegend, dass die Ziele der Landesregierung, die Energie aus Solaranlagen zu verdreifachen, außer Reichweite seien. Anders ist es bei der Windenergie. So fordert der Bundesverband Windenergie mehr Sicherheit beim Strompreis und weniger Bürokratie bei den Genehmigungsverfahren. Erst dann könnten Unternehmen wie Juwi mehr Windräder bauen und auch der Windpark in Wörrstadt weiteren Zuwachs bekommen.