Lehrerverband kritisiert Arbeitsbedingungen

Lehrkräfte stehen zunehmend unter Druck. In einer aktuellen Forsa-Umfrage haben 63 Prozent der befragten Schulleiter in Rheinland-Pfalz angegeben, dass die Belastung für fast alle Lehrer zugenommen hat. Schuld seien strukturelle Defizite und wachsende Herausforderungen im Schulalltag.

Frank Pohl ist einer von 43 Lehrern, die hier an der Hocheifel Realschule Plus in Adenau rund 500 Schüler unterrichten. Der Förderbedarf in den sozial durchmischten Klassen ist groß. Das zeigt sich immer wieder, etwa an mangelnden Deutschkenntnissen und individuellen Leistungsschwächen. Der Mathematik- und Musiklehrer hinkt mit seinem Stoff regelmäßig hinterher und wünscht sich mehr Unterstützung im Unterricht.
Frank Pohl, Lehrer Hocheifel Realschule Plus Adenau
„Hätte man jetzt noch einen Förderlehrer mit dazu oder eine Förderlehrerin oder anderes pädagogisches Fachpersonal, könnte man die Klassengruppe teilen. Oder man könnte einzelne Schüler herausnehmen, die dann noch mal extra fördern. Das ist einfach unmöglich, wenn man alleine ist. Und da fühlen wir uns ein Stück weit alleine gelassen und auch überlastet.“
Dass die Belastungen für ihre Kollegen seit Jahren zunehmen, beobachtet Schulleiterin Monika Schüller-Diewald mit Sorge. Personalnot und überfüllte Klassen, aber auch zu hohe Stundenzahlen und bürokratischer Mehraufwand durch Verwaltungsaufgaben hätten wiederum mehr krankheitsbedingte Personalausfälle zur Folge.
Monika Schüller-Diewald, Rektorin Hocheifel Realschule Plus Adenau
„Ob das dann physischer oder psychischer Natur ist, das kann man gar nicht unbedingt differenzieren, denn das eine bedingt ganz sicher das andere. Fakt ist aber, dass die Krankheitszeiten immer länger werden. Gesundheitsfördernde Maßnahmen werden schon angeboten, aber der Umfang ist deutlich zu gering. Und hier wünschen wir uns von der Landesregierung einfach noch mal ein ganz klares Signal an die Lehrkräfte zur Unterstützung.“
So wie Monika Schüller-Diewald sehen das 74 Prozent der rheinland-pfälzischen Schulleiter, die an der aktuellen Forsa-Umfrage teilgenommen haben. In der Corona-Pandemie hätten Wechselunterricht, Notbetreuung und Quarantänezeiten die Probleme noch einmal verschärft. Der Verband Bildung und Erziehung sieht deshalb dringenden Handlungsbedarf.
Lars Lamowski, stv. Landesvorsitzender Verband Bildung und Erziehung Rheinland-Pfalz
„Gerade jetzt, in der Pandemiezeit, brauchen wir professionelles Personal, mehr Planstellen. Fakt ist, dass wir zu wenig Ressourcen im System haben, um diese ganzen Aufgaben zu bewältigen. Und da brauchen wir einfach den politischen Willen. Wir müssen mehr Geld in die Hand nehmen.“
Bessere Arbeitsbedingungen für Lehrer und mehr Angebote zur Gesundheitsfürsorge – darauf hofft auch Schulleiterin Monika Schüller-Diewald. Damit sich ihre Kollegen in Zukunft wieder auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren können: das Unterrichten.