Landwirtschaftliche Woche Südhessen eröffnet

In wenigen Tagen entscheidet der Bundestag in Berlin über den künftigen Haushalt – und damit auch über die geplanten Kürzungen der Agrardiesel-Subventionen. Dass die Bauern nach unzähligen Traktor-Demos immer noch unzufrieden sind mit der aktuellen Landwirtschafts-Politik, wurde heute bei der Eröffnung der Landwirtschaftlichen Woche Südhessen in Gernsheim deutlich.

Der Protest der Bauern geht weiter. Auch wenn es ein stiller Protest ist heute Morgen vor der Stadthalle in Gernsheim. Die Botschaft: Hier geht es um unsere Existenz, um die Zukunft der Landwirtschaft. Die geplante schrittweise Reduzierung der Agrardiesel-Subventionen bis 2026 – eines von vielen Themen heute beim Auftakt der Landwirtschaftlichen Woche Südhessen. Der wirtschaftliche Druck auf die Bauern ist hoch, die Stimmung schlecht, sagt Karsten Schmal, der Präsident des Hessischen Bauernverbands.
Karsten Schmal, Präsident Hessischer Bauernverband
„Wir haben viele hohe Kostenbereiche. Egal ob das Energie, ob das Diesel ist, ob das Futtermittel sind. Mindestlohn ist angesprochen worden. Und auf der anderen Seite keine Planungssicherheit, keine Perspektive für die Zukunft. Das führt schon dazu, dass gerade viele Junglandwirtinnen und Junglandwirte den Mut verlieren, in die Landwirtschaft zu investieren.“
Darunter leide nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch die Versorgung der Bevölkerung mit heimischen Lebensmitteln. Durch mehr Importe wachse die Abhängigkeit von anderen Ländern. Jetzt brauche es klare politische Rahmenbedingungen und den versprochenen Bürokratieabbau.
Karsten Schmal, Präsident Hessischer Bauernverband
„Die Landwirte haben ihren tollen Beruf erlernt, um auf dem Acker und im Stall unterwegs zu sein und nicht am Schreibtisch zu sitzen. Wir haben viele komplizierte Dinge und Regelungen, die wir erfüllen müssen. Das geht einfacher. Und wir versuchen, viele Dinge, die im Koalitionsvertrag, im neuen, vereinbart wurden, jetzt für unsere Bauern umzusetzen. Dass der ländliche Raum wieder merkt, dass für ihn Politik gemacht wird.“
So wird heute auch der neue hessische Landwirtschaftsminister Ingmar Jung in die Pflicht genommen. Von dem gibt es nach zehn Tagen im Amt erwartungsgemäß noch nichts Spruchreifes, dafür aber ein offenes Ohr, lösungsorientierte Dialogbereitschaft und, ja, auch eine eigene Forderung an die Landwirte.
Ingmar Jung (CDU), Landwirtschaftsminister Hessen
„Wenn’s Ihnen mal nicht so passt mit uns – fahren Sie vielleicht nicht erst mit tausend Trekkern vors Ministerium, sondern rufen Sie uns an. Wir hören Ihnen dann auch zu. Und wenn wir’s dann nicht so machen, wie Sie glauben, dann können wir das gerne auf einem anderen Weg regeln.“
Während die Politik weiter um Lösungen ringt, geht es bei der Landwirtschaftlichen Woche Südhessen noch bis Donnerstag um Themen wie Künstliche Intelligenz, Herausforderungen bei der Hofübergabe und Pflanzenbautipps. Ob diese Trekker nun über Felder oder Straßen rollen, dürfte wohl in Berlin entschieden werden.