Landwirte blockieren Supermarkt-Zentrallager

Seit mehreren Wochen gehen in Rheinland-Pfalz, Hessen und ganz Deutschland Landwirte auf die Straße und demonstrieren gegen die Sparpläne der Bundesregierung in der Agrarpolitik. Auch gestern Abend und heute Morgen gab es wieder Protestaktionen in mehreren rheinland-pfälzischen Städten. Die haben sich dieses Mal aber gegen die großen Supermarktketten gerichtet. Denn diese würden den Landwirten keine fairen Preise anbieten, zu denen sie ihre Waren verkaufen können. Schauen wir nach Koblenz.

Die Landwirtschaft hänge am seidenen Faden – so die Botschaft. Gehalten wird der Traktor von einem 250 Tonnen Kran. Er schwebt mehrere Meter über den Landwirten und ihren Unterstützern, die sich am Sonntagabend vor dem Zentrallager des Discounters Lidl in Koblenz versammeln. Sie wollen Druck auf die großen Ketten ausüben und verhindern, dass diese die Waren zu ihren Supermärkten transportieren können. Die Forderung aus der Landwirtschaft: Faire Preise und eine stärkere Beteiligung am Gewinn.
Andreas Jung, Sprecher „Landwirtschaft verbindet Rheinland-Pfalz“
„Wir kämpfen nicht nur für uns, sondern auch für die Verbraucher, die einfach auch die deutschen Produkte kaufen wollen. Und es kann nicht sein, dass deutsche Produkte zum Exklusivprodukt avancieren, nur weil die Preise künstlich nach oben getrieben werden. Jeder hier abgreifen will von dem großen Paket. Und der, der es produziert am Schluss, der kriegt am wenigsten.“
Lidl selbst erklärt auf Anfrage von 17:30 Sat.1 live:
„Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir uns zu den Details der Lieferantenbeziehungen sowie zur Preisgestaltung nicht äußern möchten.“
Die Proteste richten sich auch gegen andere Ketten wie Aldi oder Edeka. Insgesamt wird an fünf Zentrallagern in Rheinland-Pfalz von gestern Abend bis heute Morgen demonstriert.
In Koblenz kommen laut Polizei rund 100 Fahrzeuge zusammen. An zwei Standorten in Bingen zählt sie zwischen 50 und 100 Traktoren. An den Lagern in Wöllstein im Kreis Alzey-Worms und in Worms selbst sind es jeweils rund 50.
Bei den Landwirten herrscht dicke Luft.
Andreas Jung, Sprecher „Landwirtschaft verbindet Rheinland-Pfalz“
„Und die Politik nimmt uns teilweise auch die Luft zum Atmen. Mit Regularien, die sie immer weiter auf den Weg bringen, die die Landwirte am vernünftigen Arbeiten hindern.“
Über diese Regularien diskutieren heute die rheinland-pfälzische Landesregierung und Vertreter der Landwirtschaft. Ein Anliegen von Ministerpräsidentin Malu Dreyer: Die Landwirtschaft schneller zu entbürokratisieren.
Malu Dreyer (SPD), Ministerpräsidentin Rheinland-Pfalz
„Weil was uns vier hier alle verbindet, ist der Punkt, dass wir uns so viel Bürokratie hier gar nicht mehr leisten können. Wir haben nicht mehr die Fachkräfte dazu. Und umgekehrt sagen die Bauern und Winzer zurecht: ‚Wir werden ja verrückt mit der Bürokratie und wir brauchen einfach weniger, um den Alltag möglichst gut zu gestalten.’“
Eberhard Hartelt vom Bauern- und Winzerverband zeigt sich heute zufrieden. Betont aber:
Eberhard Hartelt, Präsident Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd
„Es liegen gute Papiere vor und manchmal passiert es halt, dass in den Zuständigkeiten der Gestus vorherrscht: ‚Ja das würden wir gerne machen, aber die Brüsseler lassen das nicht zu, die Berliner lassen das nicht zu, und Brüssel schiebt es auf Berlin.‘ Diese Verschieberei muss einem neuen Geist weichen.“
Denn ob es nun Vorgaben von Regierungen seien oder die Preispolitik der Supermarktketten – die Landwirte setzen auf mehr Unterstützung von allen Seiten.