Lage der Flüchtlinge in Rheinland-Pfalz

Das Jahr 2015 ist vermutlich vielen noch als das Jahr der großen Flüchtlingswelle in Erinnerung. Doch dieses Jahr sind nochmal deutlich mehr Menschen nach Deutschland gekommen. Auf die 2015 aufgebaute Infrastruktur müssen Länder und Kommunen jetzt zurückgreifen – das große Chaos ist bislang ausgeblieben. Trotzdem ist die riesige Zahl an Schutzsuchenden eine enorme Belastung. Die rheinland-pfälzische Landesregierung hat heute einen Zwischenbericht abgegeben.

Deutschunterricht in der Erstaufnahmeeinrichtung in Kusel. Sylvia Habib ist mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern aus Ägypten nach Rheinland-Pfalz geflohen. Seit vier Monaten lebt sie nun hier, zusammen mit fast 870 weiteren Flüchtlingen.
Sylvia Habib, aus Ägypten geflohen
„Am Anfang war es hart, aber Schritt für Schritt gewöhne ich mich ein. Jetzt arbeiten mein Mann und ich hier als Übersetzer, denn ich spreche Arabisch, Französisch und Englisch.“
Als zu eng empfindet sie es hier nicht, sagt sie. Dabei platzt die Aufnahmeeinrichtung Kusel aus allen Nähten. Normalerweise leben hier nur rund halb so viele Menschen. Übergangsweise kommen nun einige in einer Turnhalle unter. Zur Not stehen zusätzlich winterfeste Zelte bereit. Eine Außenstelle der Flüchtlingsunterkunft soll am Flughafen Hahn entstehen.
David Profit, Staatssekretär Integrationsministerium
„Wir haben aktuell in Rheinland-Pfalz sieben Einrichtungen für die Fluchtaufnahme auf Landesebene, das meiste sind ehemalige Kasernen, es sind zwei Hotels dabei und wir schauen, dass wir möglichst die Geflüchteten in Zimmern unterbringen mit bis zu vier Personen, aber bei dem starken Zustrom ist es auch nicht zu vermeiden, dass wir Hallen, Container oder auch Zelte nutzen müssen.“
Insgesamt 56.000 Flüchtlinge hat das Land Rheinland-Pfalz in diesem Jahr aufgenommen, etwa 44.000 davon aus der Ukraine. Die sind direkt in den Kommunen untergekommen. Alle anderen kommen erst einmal in solche Einrichtungen des Landes und werden später auf die Kommunen aufgeteilt. Auch bei den Nicht-Ukrainern ist der Zulauf gestiegen.
Thomas Linnertz, Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion
„Wir haben unsere eigenen Kapazitäten ausgebaut von etwa 3.500 auf 7.500 und versuchen so auch, den Zulauf zu den Kommunen etwas besser zu steuern und auch verlässlich zu machen. Aber natürlich sind die Systeme derzeit schon sehr angespannt.“
Ein Abebben der Flüchtlingszahlen ist nicht in Sicht. Daher seien die Kommunen jetzt gefordert, sich mit Sammelunterkünften zu wappnen. Denn die Einrichtungen des Landes sind nur für den Übergang gedacht, langfristig sollen sich die Menschen in den Städten und Gemeinden ein neues Leben aufbauen können. Bei dem knappen Wohnraum eine Herkulesaufgabe.