„Kunst für Keinen“ – Ausstellung in der Frankfurter Schirn

Unweit von uns – in der Ukraine – tobt ein barbarischer Krieg. Da mag es schwerfallen, sich heute mit dem Berufsverbot für Künstler im Dritten Reich zu beschäftigen. Viele wurden wegen ihrer Religion, Herkunft oder politischen Einstellung verfolgt und flüchteten aus ihrer Heimat. Aber es gab auch einige, die trotz aller Repressalien im Land blieben. Über sie gibt es jetzt eine Ausstellung in der Frankfurter Kunsthalle Schirn: Kunst für Keinen. Eine wichtige Ausstellung, gerade jetzt – denn sie zeigt auch, was auf dem Spiel steht, wenn der Krieg den Frieden und die Freiheit – in diesem Fall die Freiheit der Kunst – bedroht:

„Würgeengel“ von Jeanne Mammen. Gemalt zwischen 1939 und 1942. Ein Bild gegen den Krieg. Ein Bild, das bis nach dem Zweiten Weltkrieges niemand sieht. Eines von vielen Werken sogenannter „entarteter“ Künstler – Malern, die in Nazi-Deutschland gar nicht malen dürfen und es trotzdem tun. Kunst, die zum Teil vergessen ist. Kunst für Keinen.
Philipp Demandt, Direktor Kunsthalle Schirn Frankfurt
„‚Kunst für Keinen‘ heißt, dass es eine Kunst ist, die ohne ein Publikum geschaffen worden ist. Denn die Künstlerinnen und Künstler, die wir zeigen, hatten eine Art Ausstellungsverbot. Sie durften zwar an private Sammler verkaufen, aber sie durften, wie man so schön sagt, nicht mehr stattfinden. Weder medial noch öffentlich. Deshalb ‚Kunst für Keinen‘.“
Die Reichstagswahl am 5. März 1933 ändert alles. Es ist für lange Zeit die letzte Wahl, an der mehr als eine Partei teilnimmt.
Im Nationalsozialismus: Berufsverbot für viele Künstler. Auch wenn sie selbst Nazis sind. Wie Franz Radziwill – ein Mitglied der NSDAP, aber einst ein Expressionist. Deshalb gelten seine Bilder als „entartet“. Sein Werk lässt sich auch heute noch schwer einordnen. Für die einen: Kriegsverherrlichende Kunst, andere sehen in ihnen eine Kritik am Kampf auf Leben und Tod. Franz Radziwill distanziert sich später vom Nationalsozialismus.
Eindeutige Regimegegner sind Lea und Hans Grundig. Überzeugte Kommunisten, die im Widerstand arbeiten. „Kunst für Keinen“ zeigt Werke von 14 ganz unterschiedlichen Künstlern.
Ilka Voermann, Kuratorin der Ausstellung „Kunst für Keinen“
„Grundsätzlich war es aber so, dass die meisten Künstlerinnen und Künstler hier in der Ausstellung in sehr prekären finanziellen Verhältnissen gelebt haben. Ansonsten haben viele Künstler auch Nebentätigkeiten gehabt, besonders die, die im grafischen Bereich arbeiteten, wie Hannah Höch.“
Hannah Höch arbeitet als Gebrauchsgrafikerin. Zuhause malt sie. Motive, die an Alien erinnern. Ihre Interpretation der Bedrohung durch den Nationalsozialismus.
Alle Künstler, die in der Frankfurter Schirn ausgestellt werden, haben den Zweiten Weltkrieg überlebt.
Philipp Demandt, Direktor Kunsthalle Schirn Frankfurt
„Einige haben nach ’45 keinen Anschluss mehr gefunden. Aber es gibt auch Künstler, wie Nay zum Beispiel oder Winter, die nach dem Krieg eine große Karriere gemacht haben.“
Edmund Kesting hat die Folgen des Krieges fotografisch festgehalten. Die Dresdner Frauenkirche als touristisches Highlight und als Mahnmal.
„Kunst für Keinen“ ist auch eine erschreckend aktuelle Ausstellung. Sie bleibt bis Anfang Juni in der Frankfurter Kunsthalle Schirn.