Krise bei Darmstadt 98

Nach der 0 zu 6 Heimpleite gegen den FC Augsburg brodelt es bei Darmstadt 98. Denn auch wenn die Zeichen sportlich ja schon länger auf Abstieg stehen, an Einsatz und Kampfgeist hat es bei den Lilien bisher nie gefehlt. Bis zum Wochenende. Denn da stand es dann nach bereits 29 Minuten 0 zu 5 für Augsburg. Und damit wurde der 24. Spieltag für die Lilien ein Tag zum Vergessen.

 

Eine Szene nach Abpfiff, wie man sie in der Bundesliga nur selten erlebt. Minutenlang staucht ein Darmstadt-Anhänger die Mannschaft und das Trainerteam auf dem Platz zusammen. Die emotionale Brandrede des Fans – für Trainer Torsten Lieberknecht eine nachvollziehbare Reaktion.
Torsten Lieberknecht, Trainer SV Darmstadt 98
„Das, was dort gesagt worden ist, war emotional und in der Kritik richtig. Aber was man auch erwähnen sollte, war einfach die Tatsache, dass nicht nur aus der Kurve, sondern das Stadion eben halt auch aufmunternden Applaus dann auch nochmal geschenkt hat. Und ich glaube, das ist nicht alltäglich und macht das Darmstädter Publikum dann besonders.“
Aus Fankreisen heißt es heute, dass die Aktion nicht nur reine Kritik, sondern auch den „gemeinsamen Blick nach vorne“ beinhaltet habe. Überzogene Selbstdarstellung einiger Fanlager oder gerechtfertigter Protest? Die Darmstädter selbst sprechen sich heute eher gegen die Aktion aus.
Sebastian Dörr
„Ich glaube, das ist schon drüber. Also ich hab das gesehen und ich habe im ersten Moment gedacht Was soll das?! Dann hab ich gedacht: Naja, vielleicht müssen sie ja mal von außen angeschubst werden. Aber ich glaube, die Mannschaft und der Trainer wissen schon, dass es nicht rund läuft und da noch mehr zu tun wäre.“
Lars van Venrooy
„Also wenn sie auf den Platz gehen, finde ich nicht gut, ganz klar. Sagen kann man was dazu als Fan. Muss man auch, dass die Leistung nicht gestimmt hat, aber sonst, ja.“
Helmut Schröder
„Ich finde das nicht übertrieben. Ich finde das schon ganz schön, wenn auch mal ein Fan seine Meinung dazu äußert und denen auch klar macht, dass sie mit den Gefühlen halt leider nicht zurechtkommen.“
Ben
„Es macht natürlich Sinn, die Spieler pushen zu wollen als Fan. Klar, will jeder! Aber irgendwo gibt’s Grenzen. Ich meine, es passiert ja auch oft, dass dann die Fans aus den Rängen schreien und sowas, das finde ich okay. Aber weiß ich nicht, ob man dann jetzt aufs Feld rennen sollte.“
Dass es am Samstag im Stadion lange nach Schlusspfiff zudem noch zu handfesten Auseinandersetzungen unter Darmstadt-Fans kommt, zeigt: Die Geduld in Darmstadt scheint allmählich aufgebraucht. Diese heftige Heimpleite nach 17 Spielen ohne Sieg, eine Niederlage, die es in sich hat.
Torsten Lieberknecht, Trainer SV Darmstadt 98
„Jetzt sind wir erst mal alle erschüttert über den Ausgang dieses Spiels. Mir fehlt allerdings jetzt die Glaskugel, um daraus noch mehr zu ziehen. Ich bin der erste, der immer erst mal die Schuld bei sich sucht und mit sich selbst stark in die Verantwortung geht. Das war schon immer so mein Credo als Trainer.“
Trotz der schwierigen Ausgangslage – auf den Relegationsplatz haben die Lilien derzeit nur 4 Punkte Rückstand. Und so schreibt man das Ziel „Klassenerhalt“ in Darmstadt noch lange nicht ab.